18 Tage nach meinem verhängnisvollen und äußerst kostspieligen Italientelefonat, kam mein Biopaket mit der Post.
Für alle die diesen Beitrag verpasst haben hier der Link dazu. Es empfielt sich, sich diesen, zur Einstimmung, zu Gemüte zu führen. Wackelpuddinggehirn auf Eis
Zu erwähnen wäre, dass sogar das Verpackungsmaterial zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist. Kostet zwar mehr als der gewöhnliche Plastikmüll, aber das macht Biobello bestimmt nichts aus, denn anders als versprochen kosten mich Porto und Versand 13.50 Euro. Offensichtlich hatte ich auch diese Information falsch verstanden. Luigi hatte mir gesagt, dass bei dem Angebotspreis von 85 Euro keine „weiteren“ Versandkosten anfallen würden. Dumm gelaufen. Die Tatsache, dass mir auch hier noch völlig überteuerter Biomüll angedreht wird, bringt mich gleich wieder auf mein Erregungsniveau vom Verkaufsgespräch. Und das hat weiß Gott nichts Erotisches. Ich könnte mich echt in den A… beißen. Gibt es das, dass meine Dummheit echt so groß ist? Ich stelle das Paket in die Ecke und hoffe, dass es sich in Luft auflöst. Doch mein Mann, noch die Ruhe selbst, holt das Ding zurück an den Küchentisch und nimmt ein Produkt nach dem anderen aus der Schachtel.
Gemeinsam vergleichen wir die Rechnung mit den Produkten und stellen fest: Alles da. Ersatzweise zum Olivenöl hat mir Luigi eine zweite Packung Farfalle, 115g Thunfisch für 6,84 Euro und 300g Risotto mit Steinpilzen für 4,49 Euro eingepackt. Mist, das Olivenöl hätte ich wenigstens verschenken können.
Ein Kochbuch der traditionellen italienischen Küche gibt es kostenlos oben drauf. Ich verräume alles und tu erst mal ein paar Tage, als hätte es nie eine Lieferung gegeben.
Alleine den Honig kredenze ich meinem Mann am darauffolgenden Morgen. Er findet ihn lecker. Na immerhin. Orangen kann er zwar nicht herausschmecken, aber das Bio. Dumm nur, dass er sich vier Tage nachdem er von dem Gesundheit versprechenden Honig gekostet hat, einer Operation am Mittelfuß unterziehen muss. Das jetzt als Beweis zu sehen, dass der Orangenhonig die angepriesenen Wunderkräfte nicht besitzt, wäre wohl etwas vermessen. Doch für Spekulationen bleibt Raum.
Nach einer Woche öffne ich das (übrigens in absolut umweltschädlichem Plastik eingeschweißte) Kochbuch. Auch wenn es auf den ersten Blick recht exotisch wirkt, denke ich, dass ich das eine oder andere Gericht vielleicht einmal ausprobieren könnte. Immerhin ist die Hälfte der Speisen entweder frittiert oder mit Wein verfeinert. So im Großen und Ganzen ganz nett.
Die erste 500g Packung Farfalle (Auch hier steckt mein Geld in überflüssiger Designerverpackung. Doppelt verpackt finde ich nicht so richtig Bio) gibt es am Sonntag als zweite Beilage. Ja, an diesem Tag gibt es zwei Beilagen, selbst gemachte Kartoffelpuffer und Nudeln, da die Menge einer Packung für uns alle nicht reicht, und es mir widerstrebt, mehr Geld für die Beilagen auszugeben als für das Rindergulasch. Gemüse soll ja auch noch mit auf den Tisch. Das Ende vom Lied, meine Kinder mögen die Nudeln nicht. Nicht, weil sie nicht gut wären, aber eben anders als die gewohnte Art von Nudeln auf unserem Speiseplan. Ich erspare mir und dir weitere Ausführungen über Qualität und Beliebtheit des restlichen Angebotes aus meiner Lieferung. Unbestritten mag das Angebot von Biobello hochwertig und für Feinschmecker gut geeignet sein, aber eben nicht für Banausen wie uns. Landläufig würde man sagen „Perlen vor die Säue“. Auch wenn ich mich da jetzt vielleicht bei manch einem in ein schlechtes Licht rücke, aber um meine Familie gesund und lecker satt zu bekommen, brauche ich keine Luxusartikel. Ich kaufe überwiegend regional. Bei meinem Bäcker und Metzger des Vertrauens vor Ort. Im Supermarkt bekomme ich leckere Bioware aus MEINER Region. Es steht für mich sowieso außer Frage, dass es mit Bio nicht weit her sein kann, wenn der Transport länger dauert als die Herstellung der Produkte.
Das ganze Bestellfiasko hat mir persönlich allerdings so einiges gebracht. Deshalb kann ich Luigi nur danke sagen für die äußerst lehrreiche Unterrichtsstunde im Fach „Ich darf auch nein sagen.“
1. 20 Minuten Dummheit kosten mich 85 Euro!
2. Das ist jetzt wirklich wahr, heute früh hatte ich einen Anruf! 003……. Abgehoben habe ich noch, doch als mich ein äußerst gut gelaunter Italiener begrüßte, habe ich einfach aufgelegt. Einfach so. Jetzt bin ich bester Laune und freue mich über mich selbst. 85 Euro gespart und das schon morgens um acht. Das muss mir erst mal einer nachmachen.
Und das Beste zum Schluss.
Ob du es glaubst oder nicht. Der Hit an der ganzen Lieferung ist das Verpackungsmaterial. Das ist nämlich das Zeug, das uns für viel Geld als „Playmais“ für unsere Kids verkauft wird. Die sind zwar alle weiß, aber das hat den Vorteil, dass meine Sprösslinge zusätzlich zum Bauspaß hinterher sogar noch zu Pinsel und Farbe greifen konnten. Die Jugend hatte das sofort erkannt und war mit Eifer ans Werk gegangen. Ich habe die Gunst der Stunde genutzt und für unsere gemeinsamen Mahlzeiten einen Lauschefuchs in Auftrag gegeben. Der steht jetzt griffbereit auf der Anrichte und wird bei Bedarf in der Mitte des Tisches platziert. Es herrscht himmlische Ruhe (Mein Dank gilt hier allen Grundschullehrerinnen, die es über Jahre hinweg geschafft haben, meine Kinder hierfür zu trainieren) und ich kann mit ruhigem Gewissen behaupten, dass bei uns täglich Bio mit auf dem Tisch steht.
Als Fazit nehme ich für mich mit, dass (fast) alles eine gute Seite hat, diese sich allerdings oft erst später zeigt. Und, dass sich aus dem vermeintlich wertlosesten Drumherum der größte Nutzen entwickeln kann.
Ich wünsche dir eine tolle Woche und den Blick für die wertvollen Nebensächlichkeiten in deinem Leben.
Deine Glitzer
2 Antworten auf “Dummheit tut nicht nur weh, sondern kostet auch richtig Geld.”