Ich empfehle eine große Portion Gelassenheit.
Die Ergebnisse der aktuellen Pisa-Studie wurden am 03.12.2019 veröffentlicht. Das Ergebnis,
für mich wenig überraschend. So habe ich doch täglich das Vergnügen, mit dem Unwissen von Mitmenschen zu tun zu haben. Nicht, dass ich auch nur annähernd über das Wissen verfüge, das ich gerne mein Eigen nennen würde. Nein, ich halte mich für absolut durchschnittlich, was mein theoretisches Wissen angeht. Aber immerhin das. Was ich gut kann, ist zuhören. Tatsächlich bin ich meistens bemüht, aufmerksam zu bleiben und entsprechend zu reagieren. Fragen zu stellen und Fragen zu beantworten. Doch in manchen Situationen fehlen mir einfach die nötigen Hirnwindungen, um noch mit zu kommen.
Zum Beispiel, als mir nach dem Erscheinen der letzten Pisa-Studie, vor drei Jahren, eine Dame erklärte: „Was interessiert die denn immer Pisa? Zwischen Pisa und uns liegt doch ein ganzes Meer.“ Also da fällt selbst mir nichts mehr ein.
Dass es bei manchen mit Mathe nicht ganz so ideal steht, ist offensichtlich. Wie lässt sich sonst folgendes Ereignis erklären. Der Betrag an der Kasse beträgt 27,73 Euro. Ich gebe der netten Dame 30 Euro in Scheinen. Sie tippt den Betrag ein, und ich suche derweil Kleingeld raus. Denn beim Warten in der Schlange habe ich mit bekommen, dass das Kleingeld in der Kasse heute extrem knapp ist. „Ich hätte noch 73 Cent in klein.“ Und Achtung, jetzt kommt es! „Das geht leider nicht, denn ich habe den Betrag schon eingegeben.“ Genau so geschehen, versprochen. Mein Unverständnis behielt ich für mich. Was meine Geduld sehr auf die Probe stellte, denn es dauerte, bis von der Ersatzkasse Kleingeld besorgt wurde.
Damit lasse ich es auch schon gut sein. Eine Aneinanderreihung von persönlichen Erlebnissen bringt uns hier auch nicht weiter. Davon hast Du sicherlich auch mehr als genug.
Was ich allerdings infrage stellen möchte, ist die Sinnhaftigkeit von Studien über Offensichtliches. Die Studie kostet uns jährlich rund 1,5 Mio Euro. Wobei ihre Aussagekraft sogar von Experten angezweifelt wird. Noch dazu ist sie nicht die einzige durchgeführte Studie, die über den Lernerfolg an unseren Schulen Auskunft geben soll. So insgeheim verdächtige ich die Agentur für Arbeit als Initiator verschiedenster Studien. Früher nannte man das ABM. Gibt es das noch? Auch das eine meiner Bildungslücken.
Wir, so laut Studien, die Durchschnittsdeutschen, lesen immer weniger. Verlernen es, uns Daten und Fakten zu merken, denn sie sind ja immer und überall online abrufbar. Ich nehme mich da nicht aus. Ob es deshalb bergab geht mit uns? Dafür fehlt mir der Überblick. Ist es wichtiger, sich Daten zu merken, als zu wissen, wo ich sie finde?
Was unsere Wissenschaftler und ihre Auftraggeber nun mit den Ergebnissen ihrer Studien machen, bleibt abzuwarten. Vermutlich werden Diskussionen geführt, Streitgespräche ausgefochten und vor allem Schuldige gesucht. Das alles in Arbeitskreisen und mit Beauftragten. Das Ergebnis in den letzten Jahren waren Einsparungen in praktischen Fächern, wie Sport, Hauswirtschaft und Werken. Der Erfolg blieb offensichtlich aus.
Um nochmals auf meine beiden Erlebnisse vom Anfang einzugehen. Natürlich waren die beiden Damen weit vor 2000, also vor der ersten Pisa-Studie, in der Schule. Und natürlich bedeuten diese beiden Denkblockaden nicht, dass die Damen ungebildet sind. Jeder von uns kennt das berühmte Brett vorm Kopf. Deshalb bitte ich um Nachsicht, uns allen gegenüber. Denn was bleibt, ist der Wunsch von uns allen, angenommen und respektiert zu werden, egal wohin die Reise geht. Hören wir auf, überheblich auf andere herabzusehen. Ich bin mir sicher, dass jeder Einzelne da draußen etwas weiß, das ich noch nie gehört habe. Was hilft mir ein Notendurchschnitt von eins, wenn ich ein Arschloch bin?
In diesem Sinne, halten wir es wie Sokrates: „Ich weiß, dass ich nicht weiß.“
Liebe Grüße, Glitzer