Ostern früher und heute… Bei uns…

Etwas ratlos stehe ich Jahr für Jahr vor den Planungen der Osterfeiertage. Ganz anders als an Weihnachten, denn da ist der Ablauf ganz klar und auch in vielen Familien gleich. An Ostern jedoch erkenne ich Jahr für Jahr wesentliche Unterschiede in der Gestaltung, und das sogar innerhalb der eigenen Verwandtschaft. Warum nur?

 

Bei uns auf dem Land ist sind die Glaubensrichtungen ganz simpel in Katholisch oder Evangelisch aufgeteilt. Und dann gibt es noch die, die gar nix glauben. Aber mehr ist nicht. Und nach längeren Überlegungen denke ich, diese Tatsache ist schuld daran, dass die Feiertage so unterschiedlich begangen werden. Bei den Evangelischen ist nämlich der Karfreitag der höchste Feiertag. Bei den Katholischen, zu denen ich gehöre, ist der nun nicht ganz so streng. Die Gestaltung der Osterfeiertage in meiner Kindheit habe ich relativ locker in Erinnerung. Ich meine, sie war in jedem Jahr individuell und spontan. Klar gab es jede Menge leckeres Essen und der Osterhase versteckte auch nette Kleinigkeiten (keine Geschenke!!! – schon damals gab es in einigen Familien richtige Ostergeschenke) und es kam auch Besuch von Omas, Opas, Onkels und Tanten. Aber einen festen Ablauf, wie beispielsweise an Weihnachten, gab es nicht. Nur eines verlief jedes Jahr in der selben Art und Weise.

Der Karfreitag

So erinnere ich mich, dass in meiner Kindheit an Karfreitag der Frühjahrsputz von Wohn- und Esszimmer anstand. Schon am Abend des Gründonnerstags, nach der Kirche, wurden die Vorhänge abgenommen. Teppichschwere olivgrüne Übergardienen und riesige, Baustahlmattengroße Stores wanderten in große Wannen zum Einweichen, bevor es dann am Karfreitag so richtig zur Sache ging.  Am nächsten Morgen waren die Räume bereits komplett leer geräumt. Denn einmal im Jahr wurde der in den siebziger Jahren obligatorische Teppichboden gereinigt. Richtig gereinigt.  Unzählige Beutel weißen Pulvers, den der Staubsaugervertreter des Vertrauens einige Wochen zuvor mit einem dicken Grinsen im Gesicht in großen Kartons angeliefert hat, wurden auf etwa 60 Quadratmeter geschüttet. Die kleinen weißen Kügelchen wurden anschließend stundenlang mit einem Spezialgerät, ebenfalls vom Staubsaugervertreter des Vertrauens, in die Teppichschlingen massiert. Ebenso gründlich wurde das getrocknete Pulver mit samt dem gebundenen Dreck wieder abgesaugt.

Schon vor vielen, vielen Jahren wurde der dankbare Teppichboden durch pflegeleichtes Echtholzparkett ersetzt, aber noch heute kann ich mich ganz genau an den Geruch des Pulvers erinnern. Und noch besser war das Gefühl, barfuß über die frisch verstreuten, feuchten Kügelchen zu laufen.  Was für ein Spaß, jedes Jahr an Karfreitag. (Es gab nur eine Ausnahme. Die kannst du unten nachlesen, wenn du magst (*).)

Ganz logisch, dass da keine Zeit blieb, um irgendwelche Fischgerichte zu braten oder zu frittieren. Außerdem ist ja Fasttag. Am Morgen des Ostersamstags erstrahlte das Zimmer dann in blütenreiner Sauberkeit, die Fenster blitzten, das Olivgrün des Teppichs leuchtete und die Vorhänge sahen aus wie neu. Und in manchen Jahren entstand über Nacht sogar eine neue Wandfarbe. Am Samstag ging’s dann weiter in die Küche. Es galt eine Herde Osterlämmer zu backen, den ein oder anderen Kuchen, und Berge von hartgekochten Eiern zu färben. Keine Ahnung wie das ging, doch trotzdem war die ganze Arbeit bis zum Dreiuhrläuten (**) wie von Zauberhand erledigt. Und am Ostersonntag sind wir dann stolz mit unseren Osterkörbchen in die Kirche einmarschiert. Mit allem, was in ein Osterkörbchen gehört: Osterlamm, Eier, Schinken, Brot und Salz.

Eier

 

Jedes Jahr das schlechte Gewissen

Du kannst dir vorstellen, dass ich deshalb an Ostern meist ein schlechtes Gewissen habe. Da in unserem Haus ausschließlich pflegeleichter Fliesenbelag verlegt ist, ist zumindest der Boden blitzblank sauber. Aber in manchen Jahren reicht es eben vor den Osterfeiertagen nur dafür und nicht für frisch geputzte Fenster, geschweige denn blütenreine Vorhänge. Doch in jedem Jahr nehme ich es mir zumindest vor.

Ganz klar ist aber der Karfreitag bei uns auch heute noch ein strenger Fasttag. So bekam ich das zu Hause beigebracht, und so gebe ich es auch meinen Kindern weiter. Also zumindest diesen Teil des Karfreitags. Und wenn es Fasttag heißt, dann meine ich das auch. Jahr für Jahr liegt mir mein Mann in den Ohren, was es denn in anderen Familien leckeres zu Essen gäbe. Fisch in allen Variationen, denn schließlich ist ja Karfreitag. Da ein leckeres Fischgericht meines Erachtens jedoch absolut nix mit einem Fastenessen zu tun hat, gibt es bei uns meistens Grießbrei. Und zum Abendessen dann, je nach Fortschritt der Vegetation, Butterbrot mit oder ohne Schnittlauch. Trotz allem gibt es jede Menge zu tun. Die selbst gekauften gefärbten Eier vom Biohof müssen noch liebevoll in ein Osternest gelegt werden, drei Osterlämmer werde ich trotzdem backen. Nicht mehr ganz so eng sehe ich das mit den Osterkörbchen. Denn ein Pfarrer verschob den Kindergottesdienst mit Speisenweihe von Ostersonntag auf Ostermontag. Da am Dienstag jedoch kein Mensch mehr trockenes, wenngleich geweihtes Osterlamm gegessen hat, bin ich dazu übergegangen, nur den Kopf des Schäfchens mit einem kleinen Stück Rücken in das Osternest zwischen das Heu zu setzen. So konnten Bauch und Beine bereits am Sonntag zum Kaffee gegessen werden.

mehreier

Andere Familien – andere Sitten

Ganz anders läuft der Karfreitag in den Familien meiner Geschwister ab. Beide haben evangelische Ehepartner. Und da ist heute nunmal Feiertag. Und beide haben gewisse Oster-Traditionen aus ihrer Kindheit mit in die Ehe gebracht. So gibt es bei den einen eine Käsebrotzeit an Karfreitag und bei den anderen gemütlichen Brunch am Ostermontag. Sehr gerne respektieren wir solche Bräuche und selbstverständlich nehmen wir die Einladungen dazu gerne an. Wir freuen uns schon. Bleibt also nur noch der Ostersonntag zu beplanen. Und da fällt uns bestimmt noch was ein.

Wie lange sind Kinder Kinder?

Vor einigen Jahren habe ich versucht, meinen Kindern zu erklären, dass es nicht wirklich einen Osterhasen gibt. Ich dachte, sie seien nun in einem Alter, in dem sie die Wahrheit verkraften könnten. Das Teenageralter erschien mir dafür ideal. Doch auch nicht durch längere, intensive Diskussionen lassen sie sich nicht davon abbringen, an die wahre Existenz des Osterhasen zu glauben. Alle drei bestehen darauf, am Ostersonntag ihr Osternest im Garten zu suchen. So werde ich auch in diesem Jahr wieder Osternester vorbereiten müssen. Ich kann dir jetzt leider nicht erzählen, womit ich sie heuer füllen werde, denn wie es der Zufall will, könnte sich eines meiner Kinder hierher verirren. Zwar haben alle drei die klare Anweisung, jeden Freitag unseren Blog anzuklicken, deshalb gehe ich davon aus, dass sie es nicht tun. Die Wahrscheinlichkeit ist also relativ gering. Trotzdem, sicher ist sicher. Nur soviel sei verraten: Es gibt nach wie vor keine Geschenke. Doch das scheint meine Kinder auch heute anscheinend kein bisschen zu stören, sie freuen sich trotzdem jedes Jahr aufs Neue.

Osterhase

Okay, ich muss los, die Zeit drängt…. Körbchen aus dem Dachboden und Lammbackformen aus dem Keller holen, wischen und…. VORHÄNGE ABNEHMEN!

Ich wünsch‘ dir schöne Osterfeiertage, ganz egal ob katholische, evangelische, gemischte oder ganz andere. Viel Spaß beim Eierfinden und eine gemütliche Zeit.

Alles Liebe,

Flitzer

Soeben erreichte mich eine Nachricht von Glitzer, die ich mir zu Herzen nehmen werde:

„Für alle, die wegen der Feiertage putzen wie irre:
Es kommt der Osterhase, nicht das Gesundheitsamt!“

 

(*) Nur in einem Jahr machte meine kleine Schwester allen einen Strich durch die Rechnung. Ich erinnere mich ganz genau, wie sie mit ihrer roten Cordlatzhose auf den Vorhängen in der Einweichwanne saß. So, als ob es nix normaleres auf der Welt gab. Ich erinnere mich auch, dass an diesem Karfreitag meine Mutter nur haarscharf an einem Nervenzusammenbruch vorbeigeschlittert ist, denn das sollte nicht ihre einzige Heldentat an diesem Tag sein. Denn kaum steckte sie in trockenen Klamotten, fand man sie im offenen Kamin sitzend wieder. Ich denke, das Kind wollte lediglich den Ruß von den Steinen im Kamin wischen. Das schreiende schwarze Bündel wurde über den frisch bepulverten Teppichboden getragen und in die Badewanne gestellt. Dort schüttete sie sich eine Dose Scheuersand über, bevor sie anschließend in sauberen Klamotten Heizung, Bett und Bettwäsche mit Edding bemalte. Und ich erzähle hier keine Geschichten, das ist wirklich wahr.

(**) Dreiuhrläuten = samstags läuten um 15:00 Uhr die Kirchenglocken den Sonntag ein, und bis dahin sollte alle Hausarbeit erledigt sein. Achtung: Autowaschen gehört nicht zur Hausarbeit, ist also nach 15:00 Uhr auch durchaus noch in Ordnung.

 

 

5 Antworten auf “Ostern früher und heute… Bei uns…”

  1. NOCH ist es für mich ( ausnahmsweise ) mal wieder viel einfacher: färbe nicht selbst, kaufe 2 6-er packs bunte, hartgekochte eier und einen 10er pack ungefärbte ( bodenhaltung ).
    in aktuellen beitrag zu ostern schrieb ich: stelle mir noch nicht die frage, wann ich selbst einer verstecken und suchen kann, wenn ich mich wegen fortgeschrittener demenz nicht mehr erinnere, wo ich sie versteckt habe. 🙂

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  2. Ich kann mich an die Karfreitage in meiner Kindheit nicht wirklich gut erinnern. Vermutlich fand bei uns ein ähnliches Aufräumdrama statt. Aber das traditionelle Essen ist in meinem Elternhaus auch heute noch Eier, Spinat und Salzkartoffeln.
    Ich halte das mit meiner Familie etwas flexibler, allerdings gibt es bei uns auch weder Fleisch noch Süßigkeiten.
    LG Glitzer

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  3. Alles klar, ich oute mich hiermit: Ich bin die kleine Schwester! Ich war ja damals noch klein und bin dafür jetzt sehr anständig und mache heute nicht so einen Unfug wie damals. Zumindest solchen. An diesem Tag habe ich übrigens noch eine gute große Vase heruntergeschmissen. 🙈
    Zum Glockenläuten an Karfreitag fällt mir ein, dass da gar keine Glocken läuten. Es laufen dann die Ministranten mit riesigen Holzratschen durch den Ort und rufen „Zam zur Feier“. Schon vergessen, große Schwester? 😁 Wahrscheinlich das Alter. 😂 Wir sehen uns später zur Käsebrotzeit!
    Ich wünsche allen hier ein frohes Osterfest! 🌷🐣🥚🐰

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    1. 😂😂😂natürlich weiß ich, dass bis zur Auferstehung keine Glocken läuten. Ich meinte das natürlich sprichwörtlich, denn auch am Karsamstag muss die Arbeit bis 15 Uhr erledigt sein🙄. Aber das war blöd von mir🤦‍♀️. Das mit der Vase wusste ich nicht😱.. die Arme Mama. Mur tut sie heute noch leid😔. Bis später, wir freuen uns😁🙋‍♀️

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