Diätversuch Klappe die 2.

Ich bin nicht Multitasking fähig und das ist auch gut so. Ich habe „Digitale Demenz“ von Manfred Spitzer gelesen. Darin beschreibt er einleuchtend, weshalb es nicht unser Ziel sein kann, Multitasking zu betreiben. Geschweige denn, diese Fähigkeit tatsächlich von uns und anderen zu erwarten. Ja, sicherlich kann man mehrere Aufgaben gleichzeitig erfüllen. Nur die Qualität der Ergebnisse ist meist fragwürdig. Dennoch probiere ich es ständig, zum Teil sogar mit zufriedenstellendem Ergebnis. Ich kann telefonieren und Karotten schälen. In der Sonne sitzen und Kaffee trinken. Putzen und dabei meiner Familie Verwünschungen an den Kopf werfen.

Aber Alltag und Abnehmen hab ich einfach nicht drauf.

Der treuen Leserin ist bekannt, dass ich mir bereits vor meinem Urlaub, also im Juli, eine Abnehm-CD ausgeliehen hatte. Aus Gründen, die wahrlich nicht in meiner Hand lagen, war sie allerdings nicht rechtzeitig zum Einsatz gekommen. Schade, denn als Belohnung für ein paar Pfunde weniger hatte ich einen neuen Badeanzug im Visier, der dann leider im Laden blieb und mich nicht zum Strand begleiten durfte. Aber so ist das mit Wenn – Dann – Abmachungen. Da bin ich dann schon ehrlich zu mir selbst.
Ich wollte mir aber diese Chance auf meine Traumfigur im Schlaf nicht so einfach entgehen lassen, und so war die CD ständig präsent. Fuhr sogar mit in den Urlaub, denn es bestand ja die Möglichkeit sie sich während der Autofahrt anzuhören. Theoretisch wenigstens. Mein Mann hatte Bedenken, sich während der Fahrt meditativ zu betätigen und sich in Hypnose zu begeben. Ich gebe ihm nicht oft Recht, aber da war er wohl umsichtiger als ich.
Die CD wanderte vom Nachttisch, denn das war der eigentliche Plan, ich wollte sie mir in Ruhe anhören und alle Übungen gewissenhaft mitmachen, in sämtliche Räume unseres Hauses. In absteigender Reihenfolge, was den Entspannungsfaktor betrifft. Also Schlafzimmer, Sauna, Badezimmer, Wohnzimmer und so weiter. Und so kam es, dass ich eines Tages, nach einer doppelten Portion Nachtisch auf der Arbeit, ca. acht Wochen nachdem ich sie mir ausgeliehen hatte, gefrustet in meiner Küche stand und wusste –

Jetzt oder nie!

Ich würde doch nicht die Zeit finden, sie mir entspannt in einer ruhigen Minute anzuhören. Und es war höchste Zeit, sie zurück zu geben. Also rein mit ihr in den CD Player und auf laut gestellt. Ich bekam noch mit, dass ich den ersten Schritt zu meinem neuen Ich erfolgreich gemacht hatte, indem ich die Playtaste gedrückt hatte. So sagte mein hoch motivierter Coach, während ich die Eier für die Panade unseres Abendessens aufschlug. Doch meine Aufmerksamkeit litt empfindlich unter der zunehmenden Geräuschkulisse. Während die Schnitzel in der Pfanne brieten, war es ohne Dunstabzugshaube nicht mehr auszuhalten, was zusätzlichen Lärm mit sich brachte. Als ich mich an der Pfanne brannte und mir ein Pflaster holen wollte, bekam ich beim Vorbeigehen mit, wie der Mann im Lautsprecher mich beschwor,  meinen Körper zu lieben. Abbruch! Im Moment schmerzte ein Teil meines geliebten Körpers, geziert von einer wunderschönen Brandblase. Der Rest meines irdischen Tempels hatte Hunger. So würde das nix werden, das war mir dann auch klar.

Am Tag darauf war ich etwas cleverer, dachte ich. Während der stupiden und kognitiv wenig anspruchsvollen Tätigkeit des Bügelns sollte es doch möglich sein, aufmerksam einer Audioaufnahme zu folgen. Ich machte die ersten Entspannungsübungen mit, während ich Unterwäsche und Socken legte, und begab mich auf die ersten meditativen Reisen in mein Innerstes. Spürte in mich hinein, konzentrierte mich auf meine Finger, Arme………. Auch wenn ich die Übung anders als empfohlen mit offenen Augen durchführte. Trotz aller Routine kann ich die Wäsche zwar mit links, allerdings nicht blind. Ich stellte mir vor, wie ich barfuß durch die schönste Wiese streifte, den süßen Geruch der Blumen in der Nase, die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht, die Wärme auf meiner Haut. Ich stellte mir den romantisch verschlungenen Pfad vor, auf dem ich unterwegs war, zum  nahe gelegenen Weiher.

Alte Buchenallee im Herbstkleid

 

Das gelang mir ganz gut, bis zu dem Moment, als mir meine Dampfstation durch einen Signalton zu verstehen gab, dass sie bereit zu großen Taten war. Ich machte mich an den Wäscheberg und lauschte weiterhin den doch recht glaubwürdigen Techniken und Hilfestellungen meines Ratgebers. Allerdings kristallisierte sich heraus, dass dieses Programm nichts mit SOS Hilfe zu tun hatte. Es war auf langfristige Verhaltensänderung angelegt. Dafür sollten die Anfangsübungen so lange geübt werden, bis sich darauf aufbauen ließe. Übung macht den Meister und würde mich langsam aber andauernd ans Ziel führen.

Ganz ehrlich, ich weiß genau, was damit gemeint ist. Ich weiß auch, dass nur dauerhafte Gewohnheits- und Einstellungsänderungen zum Ziel führen. Ich weiß, dass ich mehr Energie verbrauchen muss, als ich zu mir nehme. Und ja, das dauert und erfordert Geduld. Aber genau das ist der Punkt, Geduld ist so gar nicht mein Ding. Und so hörte ich mir den Ratgeber bis zum Schluss an. Alle beide CDs. Einzelne Passagen hörte ich mir zweimal hintereinander an und versuchte mir die Meditationen einzuprägen, um sie bei Gelegenheit aus dem Ärmel schütteln zu können. Leicht unzufrieden über die Erkenntnis, dass auch diese Methode nicht im Handumdrehen glücklich macht, freute ich mich wenigstens über den kurzweiligen Vormittag, an dem zumindest der Wäscheberg sichtlich geschrumpft war. Die CD brachte ich noch am gleichen Tag zurück, mit dem Vorsatz, sie mir bei Gelegenheit nochmal auszuleihen, um mir dann das Programm über mehrere Wochen hinweg zu gönnen. Ganz in Ruhe. Ohne Zeitdruck. Denn ich glaube wirklich, dass die Möglichkeit besteht, durch Meditation das eigene Unterbewusstsein auf Spur zu bringen. Sicherlich würde mir der Erfolg Recht geben.

Doch Optimistin, die ich bin, stellte ich mich an diesem Abend dennoch auf meine Digitalwaage. Ganz umsonst konnten meine Bemühungen doch nicht gewesen sein? Und ob du es glaubst oder nicht. Sie zeigte mir tatsächlich das vielversprechendste „Low“, das ich je gesehen hatte. Wenn das kein Zeichen war, am Ball zu bleiben. Besser konnte es ja kaum noch werden.
Heute, Wochen nach diesem „Low“ schaffte ich es endlich, die Batterien auszuwechseln und mich der Tatsache zu stellen, dass die Langzeitwirkung meines Crashkurses in „Abnehmen durch Hypnose“ ausblieb. Doch so leicht gebe ich nicht auf. Die Tage werden düsterer, und ich bin sicher, ich werde mich nochmal an dieses Projekt herantrauen. Hoffentlich klappt es noch vor Advent und Weihnachtsbäckerei. Denn da hab ich dann wirklich kaum noch Zeit, um nichts zu essen.
Bis dahin alles Liebe, Deine Glitzer

4 Antworten auf “Diätversuch Klappe die 2.”

  1. Ich hasse Wäscheberge und Bügeln.
    Aber etwas Bewegung tut immer gut. Und statt Motivations-Coaches dröhnt dann Musik von der CD. Klappt auch. Irgendwann ist alles glatt.
    Und ich hab dann meistens Hunger.

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    1. Deine Variante gefällt mir auf jeden Fall besser. Macht mehr Spaß und bringt das selbe Ergebnis. Und als Belohnung was Süßes kann ich durchaus mit meinem Gewissen vereinbaren.

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  2. Es tut mir leid, dass diese so viele Hoffnungen weckende CD nicht den gewünschten Erfolg hatte. Ich hatte ja geplant, mir diese CD auch auszuleihen. Aber nichts anders dabei machen? Multitasking ist auch nichts für mich! Da leihe ich mir dann lieber die CD von Martina Schwarzmann aus, auf der sie singt „Multitasking ist ein Riesenscheißdreck“. Und dabei backe ich Plätzchen für den Plätzchentausch- ich glaub, diese beiden Sachen zusammen könnten klappen! :-)))

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