Mein Urlaubsprojekt

Neben zwei Büchern hatte ich mir für den Pfingsturlaub eine weitere Aufgabe gestellt. Ich hatte die fixe Idee, mit einem starken Magneten haufenweise Schätze aus den Gewässern zu angeln. Dazu hatte ich mir von meinem Bruder einen wirklich mächtigen Magneten an einer schätzungsweise acht Meter langen Leine ausgeliehen. Für die Physiker unter uns, ja ich weiß, dass weder Edelmetalle noch Diamanten magnetisch sind. Aber dieses Argument wollte ich so nicht stehen lassen. Schließlich gibt es ja jede Menge andere Schätze- dachte ich mir. Zum Einsatz kam er während unseres romantischen Strandspaziergangs um sechs Uhr morgens. Ich watete durch knietiefes Wasser und zog die Leine hinter mir her. Ich wunderte mich einige Zeit über die skeptischen Blicke der anderen Spaziergänger, die zu dieser Zeit überwiegend ihre Hunde ausführten. Bis mir ein Geistesblitz aufging. Mein „Hund“ war ja zur Gänze unter Wasser. Was mich dazu veranlasste, ihn immer mal wieder aus dem Wasser zu ziehen. Was mir wohlwollende und bisweilen auch mitleidige Blicke einbrachte. Der Erfolg blieb leider recht ernüchternd. Überwiegend barg ich Kronkorken und Metallsplitter. Daraufhin fasste ich den Entschluss, dieses Projekt nicht weiter zu verfolgen. Doch immerhin hatte ich den Uferbereich von unnötigem Müll befreit, so ganz umsonst war es also doch nicht.

Hierzu ein klein wenig Besserwisser- Infos von der Seite Live-counter.com: In Deutschland werden jährlich über 22 Milliarden Kronkorken hergestellt, auf Flaschen gepresst und weggeschmissen. Ein Kronkorken wiegt ca. 2,2 Gramm und besteht meistens aus Stahlblech oder Aluminiumblech. Somit werden jährlich 50.000 Tonnen an Metall zu Kronkorken verarbeitet. Das ergäbe einen massiven Metallwürfel mit ca. 19 Metern Kantenlänge.

Doch zurück zu meiner Schatzsuche. Immerhin konnte ich mir zwei tolle Stücke Treibholz mit nach Hause nehmen, die vom Unwetter in der vorangegangenen Nacht an den Strand gespült wurden. Leider sind sie momentan nur für den Außenbereich nutzbar, da sie einen unangenehmen Duft verströmen. Ich hoffe das legt sich noch. Mein Dank und Respekt gilt hier vor allem meinem Bruder, der sich während der gesamten Heimreise die Rückbank des Autos mit diesen Wundern der Natur teilte.

So ganz wollte ich das Projekt allerdings noch nicht beiseite legen. Meine Assoziationskette lautete: Kronkorken – Bierkapsel – Bierflaschen! Das bedeutete doch, dass ich mit Hilfe des Magneten beim Bootfahren bzw. unter der Bootsrutsche die aus den kenternden Booten gefallenen Bierflaschen bergen konnte. Flitzer nahm ich also das Versprechen ab, einen Abend unserer gemeinsamen Bootstour mit mir im seichten Wasser der Altmühl nach Flaschen zu angeln. Gesagt, getan. Hoch motiviert und passend gekleidet, wateten wir in das warme Nass und gaben unser Bestes. Obwohl die Altmühl an dieser Stelle eher einem stehenden Gewässer gleicht, hatten wir Mühe, gegen den Strom der Bootsrutsche anzukommen. Denn genau da mussten wir laut unserer ersten Berechnungen hin. Wir hechteten uns in die Fluten. Tauchten nach Gegenständen, die so schwer waren, dass sie mit dem Magneten erst gar nicht nach oben gezogen werden konnten. Und füllten so unsere Umhängetasche mit allerhand Schrott. Nägel, Zeltheringe, Bierdeckel, verrostete Messer und Fahrradteile. Obwohl der große Fund ausblieb, was, wie wir hinterher erfuhren, auch daran liegt, dass seit einiger Zeit Glasflaschen auf der Altmühl verboten waren, hatten wir viel Spaß und mit uns die Zaungäste, die es sich am Ufer mit einem Glas Wein gemütlich gemacht hatten. Es war ganz großes Kino. Vor allem, als wir feststellen mussten, dass sich ganz in der Nähe ein Biberbau befand, dessen Bewohner offensichtlich keine Lust auf Besuch hatte und sich wild entschlossen zur Verteidigung seines Reviers aufmachte. Die Zuschauer vom Ufer riefen uns wild durcheinander gut gemeinte Ratschläge entgegen. Flucht, Gegenwehr oder Totstellen. Wir entschieden uns lachend und kreischend zum ungeordneten Rückzug.

Biber unscharf am Ufer zu erkennen.
Leider etwas unscharf, doch in der Mitte ist der Platzhirsch deutlich zu erkennen.

Kurze Zeit später saßen wir erfrischt und glücklich, wenn auch nach Flusswasser duftend,  am Lagerfeuer. Ein Blick auf die Altmühl und das gegenüberliegende Ufer, an dem es sich der Biber bei ein paar leckeren frischen Ästen gemütlich gemacht hatte, war der perfekte Abschluss eines Freude schenkenden, wenn auch erfolglosen Projekts. So zufrieden mit sich und der Welt schmeckte das Glas Roséwein besonders gut.

Lagerfeuer mit Kessel an Dreibein baumelnd.

Als Erkenntnis nehme ich für mich mit, dass Erfolg relativ ist. Vielleicht bekommt man nicht immer, was man sich wünscht, sondern einfach das, was man verdient. Sollte ich nicht irgendwann in einem Paralleluniversum landen, in dem Kronkorken als Zahlungsmittel eingesetzt werden, habe ich keinen wertvollen Schatz geborgen. Allerdings habe ich den geangelten Müll ordnungsgemäß entsorgt. Ich habe eine tolle Freundin, die mit mir einen solchen Quatsch mitmacht und einen Mann, der mich auch nach Altmühl und Lagerfeuer duftend mit in sein Zelt lässt. Und ich kann Spaß haben. Ja was ist es denn für ein Glück, mit anderen über sich selbst lachen zu können? Unbezahlbar!

Ich wünsche Dir eine tolle Zeit und viele lustige Momente.

Deine Glitzer

4 Antworten auf “Mein Urlaubsprojekt”

  1. Liebe Glitzer,
    nur um eines klar zu stellen.. Ich bin nicht freiwillig mit dir ins Wasser gegangen, sondern weil du mir angedroht hast, sonst vor mein Zelt zu …… Trotzdem war ich im Nachhinein froh, dass ich dabei war. Ich stellte einmal mehr fest, dass man einfach manchmal zu seinem Glück gezwungen werden muss. Schön wars😁
    Deine Flitzer

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    1. Ok Ok. Es stimmt, dass ich die Befürchtung geäußert habe, ich könnte, aus Trauer darüber, dass ich keine einzige wahre Freundin habe, die mir den Wunsch erfüllt, mit mir Schrottangeln zu gehen, zu übermäßigem Alkoholkonsum neigen. Die daraus entstehende Übelkeit, einhergehend mit Orientierungslosigkeit und Kontrollverlust, könnte dazu führen, dass ich mich zu späterer Stunde vor Deinem Zelt übergeben muss. Und da ich mir stets Gedanken um das Wohlergehen anderer mache, wollte ich Dich rechtzeitig davon in Kenntnis setzen. Und Du hast Dich wie immer für die richtige Seite entschieden. Bin stolz auf Dich und überaus dankbar für Deine Freundschaft. Lg Glitzer

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  2. Liebe Glitzer,
    nur um eines klar zu stellen.. Ich bin nicht freiwillig mit dir ins Wasser gegangen, sondern weil du mir angedroht hast, sonst vor mein Zelt zu …… Trotzdem war ich im Nachhinein froh, dass ich dabei war. Ich stellte einmal mehr fest, dass man einfach manchmal zu seinem Glück gezwungen werden muss. Schön wars😁
    Deine Flitzer

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  3. Ein toller Bericht, der Mut macht sich in neue Projekte und Abenteuer zu stürzen! Natürlich mit ein paar guten Freunden 😀 🐌🐝🐱🐞!!
    Grüßi,🐰

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