Kein Tag hat mehr als 24 Stunden. Alles geht vorüber. Auch Prüfungen, ich weiß. Aber was gibt es Schlimmeres, als selbst eine Prüfung ablegen zu müssen? Richtig. Prüfungen, die meine Kinder ablegen müssen.
Nun ist es ja bei mir noch nicht allzu lang her, dass ich selbst diesen Prüfungs-Psychoterror durchleben musste. Freiwillig. Und es gibt deshalb wohl wenige Mütter, die das dermaßen real nachempfinden können wie ich, denn im Normalfall sind ja die Prüfungen der Mütter bereits einige Jahre vorüber. Mein Mitgefühl für die Schüler/innen steigt deshalb nahezu ins Unermessliche.
Augen zu und durch
Nachdem „wir“ bereits am vergangenen Dienstag mit Deutsch gestartet sind, ist heute Mathe dran. Bedeutete also für mich die zweite schlaflose Nacht in dieser Woche. Aber trotz aller Aufregung bin ich dann nun doch froh, wenn das Prüfungs-Martyrium in wenigen Wochen auch bei Nummer zwei erfolgreich beendet ist. Ich konnte den Prüfungsstress mit Kind Nummer zwei ja bereits im vergangenen Jahr üben, brachte aber nix. Ich glaube, meine Nervosität wird mit jedem Kind schlimmer.
Zwangsläufig blicke ich natürlich stets auf die Schulzeit des aktuellen Prüflings zurück. Wer hätte gedacht, dass es überhaupt so weit kommt. Wie oft war ich soweit, dass ich alles hinschmeißen wollte und am liebsten in einen Ort mit Waldorfschule gezogen wäre. Alternative Schulen sind bei uns am Land nämlich nicht sehr dick gesät. Ich erinnere mich nur zu gut an die Stunden dauernden Ausmalhausaufgaben. Mit einem meiner Kinder habe ich deshalb damals den Deal geschlossen, dass ich die Malerei übernehme, damit sich das Kind dazu bereit erklärt, wenigstens doch noch ein paar Zeilen zu lesen. Mit dem Ergebnis, dass unter der Ausmalhausaufgabe stand: „Das kannst du schöner“ 😦 . Ich hatte stets eine Packung Ersatzbuntstifte im Büro und noch vor den Herbstferien gehörte ein elektrischer Spitzer zu meinem Büro-Equipment.
Ein Hoch auf’s Schulsystem
Ich werde mich nun nicht über das Schulsystem in Deutschland auslassen. Ich denke, wenn ich mal ganz viel Zeit habe, und auch erst dann, wenn ich mit Kind 3 die feierliche Abschlusszeugnisübergabe erlebt habe, dann werde ich eine ganze Serie mit mehreren Folgen zu diesem Thema schreiben. Aber das hat noch Zeit. Ich hatte jedenfalls das große Glück, während der Grundschulzeit meiner Kinder, die verschiedenen Lehrpläne mitzuerleben. Kind 1 lernte das Schreiben noch Buchstabe für Buchstabe. Monatelang wurden Buchstaben gemalt. Seitenweise. Und wehe, es war die Zeile einen halben Millimeter übermalt. Das Ergebnis ist, dass sich daraus im Laufe der Jahre die absolute Chaosschrift entwickelt hat und es mir ein Rätsel ist, wie denn die Lehrer das Geschriebene überhaupt lesen können. Auch wurde bei Kind 1 die neue Schreibschrift eingeführt. Keine Ahnung, wer sich diesen Schwachsinn ausgedacht hat. Es ist meiner Meinung nach jedenfalls nun absolut unmöglich, einen Text in kurzer Zeit lesbar zu schreiben.
Bei Kind zwei war man vier Jahre später dann wesentlich weiter. Denn auf der ersten Seite des Deutsch-Arbeitsheftes war ein Elefant und ein Telefon abgebildet. Die Hausaufgabe war nun (natürlich erst mehrere Wochen nach Schulstart) das Wort darunter zu schreiben. Sie schrieben gleich ganze Wörter und vertrödelten die Zeit gar nicht erst mit einzelnen Buchstaben. Sorry, aber da fiel ich manchmal vom Glauben ab. Es war verboten, Fehler zu berichtigen, die Kinder sollten so schreiben, wie sie es für richtig hielten. Zeilen? Gab es die überhaupt? Die Folgen dieses Lernplans bei uns: Eine vorbildliche Heftführung in Schönschrift, in buntesten Farben akzentuiert. Die Rechtschreibung? Auch heut noch nicht soooo wichtig.
Ab der Vierten wird’s ernst
So richtig los gehen tut es meinem Empfinden nach dann aber erst in der vierten Klasse. Selbstverständlich ist klar, dass die komplette Klasse aus kleinen Überfliegern besteht und JEDER aufs Gym gehen wird. Die Elternabende hierzu sind eine Qual. Ein wenig bereitet man die Kleinen in der dritten Klasse bereits darauf vor. Fürsorgliche Eltern schicken deshalb ihre Kinder bereits ab der zweiten Klasse zur Nachhilfe. Ohne Lügen. Die können dann aber auch wirklich ordentlich ausmalen. Und plötzlich sollen die kleinen Leute dann von heute auf morgen Aufsätze schreiben können. Wie habe ich es gehasst. Einen Aufsatz aus dem roten Heft will ich euch nicht vorenthalten. Er entstand in der vierten Klasse, etwa zur Zwischenzeugniszeit, mein Kind war damals neun Jahre alt. Es war eine so genannte Reizwortgeschichte. Zur Erklärung für alle, die mit ihren Kindern einen anderen Lehrplan durchleben mussten: Bei einer Reizwortgeschichte bekommen die Kinder verschiedene Wörter, die sie in einer Geschichte verarbeiten müssen. Man beachte: bei den grün unterstrichenen Wörtern handelt es sich um die Reizwörter. Hier das Ergebnis:
Zu dem Kommentar der Lehrerin werde ich mich hier nicht äußern. Und über das weitere Verhalten dieser Lehrkraft werde ich in der geplanten Serie ausführlich berichten. Ganz sicher. Ebenso werde ich da über die wirklich tollen Lehrer berichten. Ich durfte leider nur sehr wenige kennenlernen, aber es gibt sie.

Meine Aufgabe besteht derzeit darin, dem diesjährigen Prüfling einzutrichtern, dass er mit den allerbesten Voraussetzungen in die Abschlussprüfungen startet. Dass er dermaßen gut vorbereitet ist, und dass alles gut wird.

Natürlich ist es meine weitere Aufgabe, für das leibliche Wohl zu sorgen. So gab es zum Frühstück Rührei mit Speck (ein herzliches Dankeschön meiner Schwägerin für die schnelle und unkomplizierte Eierlieferung heute Morgen), zur Stärkung zwischendurch habe ich Gemüsesticks vorbereitet, die die Vitamine der Roggen-/Dinkelbrotschnitten, belegt mit Schinken, Frischkäse und Tomaten, ergänzen sollen. Dazu gibt’s als Hirnfutter noch Nüsse, umhüllt von wertvoller Schokolade. Da dürfte doch für jede Gehirnzelle was dabei sein. Nicht zu vergessen ist die Flüssigkeitszufuhr.

Außerdem werde ich nun eine Kerze anzünden, das ein oder andere Gebet zum Himmel schicken und natürlich ganz fest die Daumen drücken. Ihr seht, ich bin jedenfalls beschäftigt.
Allen Mamas, die heute und in den kommenden Wochen Ähnliches durchstehen müssen, wünsche ich ganz viel Kraft und Nerven. Auch denke ich an alle, die heute sehnsüchtig darauf warten, dass ihr Sprössling mit dem lange ersehnten Übertrittszeugnis von der Schule nach Hause kommt. Natürlich mit dem Vermerk, dass es absolut und uneingeschränkt fürs Gym geeignet ist. Allen anderen sei gesagt, dass das Leben auch ohne Gym durchaus machbar ist. Es gibt nix Wichtigeres, als dass es euren Knilchen gut geht. Es ist es nicht wert, sie durch die Elternwunschschule zerstören zu lassen. Aber durch den Prüfungsstress musst du allemal. Egal auf welcher Schule.
Alles Liebe und einen guten Start in das Wochenende wünscht dir
Flitzer
Prüfungen waren für mich immer Horror!!😨
Gleich gefolgt von Aufsätzen und alles was mit langen Texten zu tun hatte!😖
Und was soll so eine Übung bringen???
JUNI BIBEL VENTIL KINO FAMILIE LOKOMOTIVE IGEL ZITRONE KROKODILE NILPFERDE SKIWETTBEWERB IGLU TITEL
Mein Vorschlag:
Im JUNI hatte ich Geburtstag und bekam eine BIBEL, eine LOKOMOTIVE deren VENTIL kaputt war, einen Kuchen mit ZITRONE der sehr lecker war und Karten fürs KINO geschenkt. Folgende Film-TITEL standen zur Auswahl:
IGEL leben nicht im IGLU, SKIWETTBEWERB, KROKODILE vs. NILPFERDE 3D.
Ich entschied mich gemeinsam mit meiner FAMILIE für den Film Skiwettbewerb!
Er war sehr schön!
ENDE
Nach wie vor fehlt es mir für solche Aufgaben an Fantasie und Motivation!🙃
Meine Deutschlehrer sind mit mir sicherlich an ihre Grenzen gekommen!🙈
Aber viel lesen mussten sie bei meinen Arbeiten nie!😂
Wünsche allen Prüflingen und Muttis viel Erfolg und gute Nerven!!
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😂😂😂 sehr übersschaubar, aber rotzdem kreativ. Finde ich😊
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Super Aufsatz Hase. Ich schmeiß mich weg. Ganz ist Dein Talent nicht von der Hand zu weisen. Lieber kurz und schmerzlos, als langes Gesülze ohne Inhalt. Ich freu mich auf Deinen ersten Gastbeitrag hier auf diesem Blog. LG Glitzer
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Ich hab mir jetzt mal die ganzen Reizwörter herausgeschrieben.
JUNI BIBEL VENTIL KINO FAMILIE LOKOMOTIVE IGEL ZITRONE KROKODILE NILPFERDE SKIWETTBEWERB IGLU TITEL
Also Hut ab vor dem Kleinen Kerl. Ich fühle mich wirklich mit viel Phantasie gesegnet, doch daraus hätte ich niemals einen in sich sinnigen Text verfassen können. Ich frage mich aus welcher geistigen Umnachtung eine Grundschullehrerin ein solches Sammelsurium an Wörtern zusammenstellen kann.
Die Geschichte ist toll geworden. Zumindest für Deutsch sehe ich bei ihm für die anstehenden Prüfungen kein Problem. Viel Erfolg!
LG Glitzer
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Dem kann ich mich nur anschließen. Einen Igel und eine Zitrone zusammenzubringen … ist schon Kunst.
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Die Schulwahl liegt hinter uns, der Prüfungsstress noch vor uns. Ich stelle es mir schrecklich vor, werde es aber erst wissen, wenn es soweit ist. Ich denke die ganzen Tage an den armen Kerl und wünsche ihm ganz viel Glück. An dich habe ich ehrlich gesagt nicht gedacht 😂. Aber auch dir wünsche ich ruhig Blut für die kommende Zeit und werde nun auch an dich denken.
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Na herzlichen Dank. Wird aber auch Zeit😜..
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