Da steht er nun, jungfräulich und für alles zu haben.

Es ist jetzt etwa zwei Wochen her, dass ich ihn bei meinem Wocheneinkauf entdeckt und nach längerem hin und her mitnehmen musste. Er stand da so einsam und verlassen, als hätte er nur auf mich gewartet. Der Kauf wurde wie so oft nicht rational, sondern nach Bauchgefühl entschieden. Er hat mir einfach gefallen. Eine wirkliche Verwendung für ihn habe ich, um ehrlich zu sein, nicht. Noch nicht. Also…

…zum Transport der Einkäufe ins Haus war er, abgesehen von fehlenden Griffen und dem relativ hohen Gewicht, schon mal recht praktisch. Aber auf Dauer kann ich diese Verwendung nicht einmal vor mir selbst rechtfertigen.

So wandert er seitdem durchs Haus und sucht nach seinem Platz. Mein Mann hat dafür nur ein genervtes Augenrollen übrig. Das widerum kann ich ganz gut ausblenden. Kennst Du das auch, wenn Du Dir selbst versuchst, einen Einkauf zu rechtfertigen? Also mir passiert das immer wieder.

Deshalb haben sich im Laufe der Zeit bei uns im Haus die dubiosesten Arrangements angesammelt.

Zum Beispiel meine Garderobe vorm Partyraum. Da hab ich mir doch tatsächlich das Nudelbrett von Ikea mitgenommen. Ich glaube, das gibt es in 90 Prozent aller Haushalte. Ich habe allerdings eine Granitarbeitsplatte, auf der ich meine Teige knete. Und als Schneidebrett ist es für mich Quatsch, weil ich es nicht in die Spülmaschine bekomme. Das ist für mich normalerweise das Ausschlusskriterium schlechthin. Einmal daheim, musste eine andere Verwendung her. Und so entstand meine Besteckgarderobe. Super praktisch!

Holzbrett, auf dem Löffel angeschraubt wurden. Mit den Griffen nach oben, damit sich daran Jacken aufhängen lassen.
So war der Kauf des Nudelbretts doch zu etwas gut. Man beachte das Teesieb links außen. Von dem ich wusste, dass ich es einmal brauchen würde. Die dunkel angelaufenen Löffelchen sind aus Silber. Ich wüsste nicht, wofür ich sie besser hätte verwenden können.

Auch so ein Ding,

das ich zwar nicht gekauft, doch aus sentimentalen Gründen nicht entsorgen konnte: ein Kartoffelstampfer. Nachdem ich keine Lampe über mein Spülbecken gefunden hatte, wurde der Kartoffelstampfer zweckentfremdet. Günstig und funktional.

Zurück zum aktuellen Fall. Mein Übertopf. Und weit und breit keine Pflanze in Sicht, die darin Platz finden könnte.

Ich habe versucht ihn als Abwurf für die gebrauchten Gästehandtücher zu etablieren. Doch mit dem Wäscheabwurf direkt daneben wirkte er doch recht überflüssig.

Unter dem Waschbecken, neben dem Wäscheabwurfschacht sieht er zwar schön aus, ist allerdings völlig überflüssig.
Hier wäre mein neuer Übertopf sicherlich gut zur Geltung gekommen. Allerdings befindet sich direkt daneben mein Wäscheabwurfschacht, was ihn hierfür schlichtweg überflüssig macht.

Als Tischabfall eindeutig überdimensioniert.

Das Gleiche gilt für Obst.

Ich überlege angestrengt. Mein Kopf qualmt schon. Wofür kann ich dieses Schmuckstück denn verwenden? Als Sektkühler vielleicht? Zumindest würde hier die nötige Flaschenzahl des Blubbernden Glücks für einen Mädelsabend Platz finden. Doch die nötige Menge Eis dafür wäre echt enorm.

Als Schirmständer?

Doch dann wohin mit dem bereits etablierten Blumenübertopf, der diese Aufgabe seit Jahren überaus zuverlässig übernimmt? Es ist echt zum verrückt werden.

roter Übertopf aus Drahtgeflecht.
Geduldig erträgt dieser Übertopf seit Jahren seine Bestimmung als Schirmständer.

Und auf einmal hab´ ich es.

Mache mich auf den Weg zum nächsten Gärtner. Kaufe mir eine Pflanze, die Kosten-Nutzen-Rechnung mit im Handgepäck. Und so komme ich für einen überschaubaren Aufwand aus dieser „mich vor mir selbst rechtfertigenden müssen Misere“. Dass ich da nicht schon früher drauf gekommen bin. Manchmal ist die einfachste Lösung doch die plausibelste.

Der weiße Übertopf ziert nun farblich passend unser Gästebad.
Etwas zu groß für seinen momentanen Bewohner, bietet er ihm immerhin die Möglichkeit, sich in den kommenden Jahren frei zu entfalten. Und wieder zeigt sich: Alles richtig gemacht!

In diesem Sinne. Machen wir die Dinge doch nicht komplizierter als nötig.

LG Glitzer

4 Antworten auf “Da steht er nun, jungfräulich und für alles zu haben.”

  1. immer wieder herrlich, nicht dämlich, köstlich bringt es mich zum lachen, nie zum ablachen, dein humor und die schreibe sind ein genuß für die augen und fürs hirn 🙂
    LG dietmar

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