Von allen Seiten hören wir, wie wichtig es ist, dass wir Frauen uns unabhängig von allem machen. In erster Linie von den Männern. Unseren kleinen Prinzessinnen steht zum Glück dieselbe schulische Ausbildung zur Verfügung wie den Jungs. Sie können werden, was immer sie möchten. Auch die typischen Männerberufe sind kein Tabu mehr. Finanzielle Unabhängigkeit gibt uns die Möglichkeit, selbst für uns zu entscheiden und eventuelle Fehler in der Partnerwahl zu korrigieren. Das alles ist für uns zur Selbstverständlichkeit geworden.
Bis vor Kurzem dachte ich wirklich, eine unabhängige, ja geradezu vogelfreie Frau zu sein. Aber so ist das mit den Spatzen in der Hand, während sich der Adler in seinem Horst, oder so. Niemals hätte ich behauptet, dass ich mich in einer Abhängigkeitsbeziehung zu meinem Mann befand. Doch rückblickend muss ich sagen, dass ich mich in den letzten 15 Jahren in eine Abhängigkeit gelebt hatte, die meinen Mann für mich unersetzbar gemacht hat. Ich spreche von mir als Frostbeule, wenn ich mich abends ins Bett lege. Im Winter natürlich noch mehr als im Sommer. Meine Füße gleichen Eiszapfen – immer. Da helfen keine Socken. Kirschkernkissen halten gerade so lange warm, bis ich die richtige Liegeposition erreicht habe. Dafür gibt es sie in den schönsten Farben und Formen. Wärmflaschen halten länger warm, sind allerdings größenbedingt für nur kleinere Körperregionen geeignet.
Was mir bleibt, ist der direkte Körperkontakt zu meinem Mann. Meine eisigen Füße stecke ich ihm mit minimal schlechtem Gewissen zwischen die Beine und drücke mich ganz fest an ihn, um maximale Energieausbeute herauszuschinden. Und ich muss sagen, die ist wirklich enorm. Mein Mann ist ein super Kraftwerk. Der strahlt ohne Ende. Während ich die Wärme in mich aufsauge, streckt er schon wieder die Füße unter der Bettdecke hervor, weil ihm zu heiß wird. Ich kann mich also wirklich nicht beschweren. Mein Mann kümmert sich gut um mich. Das Problem ist allerdings, sobald ich einigermaßen angetaut bin, kann ich meinen Platz nicht mehr verlassen, denn meine Betthälfte ist ja nach wie vor eiskalt. Und da kommt jetzt das Problem mit der Unabhängigkeit.
Es gibt nämlich auch Tage, da ist es mir aus emotionalen Gründen nicht möglich, mich an meinen Mann zu kuscheln. Die Gründe hierfür sind vielseitig und liegen natürlich nieeee bei meinem Mann. Und ich schreibe das hier ganz bestimmt nicht, weil ich weiß, dass er diesen Beitrag lesen wird.

Aber es gibt gute Nachrichten. Ich habe seit meinem Geburtstag eine neue Stufe der Unabhängigkeit erreicht. Ein befreundetes Ehepaar, und ich bin mir sicher, ihre Ehe funktioniert einwandfrei, hat mir ein elektrisches Heizkissen geschenkt. Elektrosmog, Energieverbrauch und Gefahrenhinweise in der Gebrauchsanweisung können den Nutzen eines solchen Kissens keinesfalls zunichte machen. Mein Mann hat mir seit Jahren erfolgreich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Argumenten ein solches Heizwunder auszureden versucht. Doch jetzt habe ich eines und bin im Unabhängigkeitshimmel. Das Heizkissen lässt sich durch Knopfdruck regulieren. Dazu brauche ich das Bett nicht zu verlassen. Und ich kann es bei Bedarf auch nachts nochmals anschalten. Es ist wirklich traumhaft.
Deshalb fordere ich, im Rahmen der Unabhängigkeitsbewegung, elektrische Heizkissen für alle weiblichen Eiszapfen dieser Welt. Vielleicht ließe sich da auch im Rahmen der Geburtenkontrolle von Seiten der Krankenkassen etwas machen. Also bei uns hat sich seit Vorhandensein des Heizkissens keine weitere Schwangerschaft eingestellt.

Meine Damen, ich appelliere an Euch! Nehmt Eure Zukunft selbst in die Hand. Macht Euch frei von der eiskalten Hand der Abhängigkeit. Es wird Zeit, alle Heizquellen, die uns zur Verfügung stehen, für unsere Zwecke zu nutzen. Schöpfen wir dankbar aus allem, was sich clevere Köpfe für unser Wohl ausgedacht haben und uns bereitwillig über den Shoppingkanal anpreisen.

Meinem Mann habe ich in diesem Zusammenhang erklärt, dass es auch für ihn ein Glücksfall ist, wenn er nicht mehr als lebendes Heizkraftwerk missbraucht wird. So ganz kann er sich mit dem Heizkissen nämlich noch nicht anfreunden. Irgendwie hat er wohl das Gefühl, in direkter Konkurrenz mit dem selbigen zu stehen. Doch allem technischen Fortschritt zum Trotz, so ganz einfach ist mein Mann dann doch nicht durch ein elektrisches Gerät zu ersetzen. Und ich bin sicher, das gilt nicht nur für ihn.
Ein Hoch auf die wärmende Geborgenheit, wie sie nur von Mensch zu Mensch geschenkt werden kann. Und noch eines auf die Technik, die uns hilft, kleine Durststrecken durchzustehen.
Liebe Grüße und bis bald, Deine Glitzer