Mit 39 hat man noch Träume

Was bedeutet es, wenn auf einer Feier auf einmal nicht nur eine Braut, sondern gleich zehn anzutreffen sind? Dazu der Rest der Festgesellschafft, dem Anlass entsprechend gekleidet? Klar. Es bedeutet, dass ich in diesem Moment der glücklichste Mensch der Welt bin! Es bedeutet, dass alle, die mit mir feiern, Spaß verstehen und sich selbst nicht ganz so ernst nehmen.

Aber der Reihe nach.

Seit Jahren liege ich meinen Mädels in den Ohren, dass ich mir endlich mal wieder eine Brautentführung wünsche.

Leider sind in unserem Bekannten- und Verwandtenkreis die Hochzeiten nur noch spärlich gesät. Zumindest die Art von Hochzeit, wie sie zu meiner Kinder- und Jugendzeit üblich waren. Mit allem Drum und Dran, was die ländlichen Traditionen hergeben. Und das Highlight war für mich als Kind immer die Brautentführung. Üblicherweise fand die bei uns nach Abendessen und Hochzeitstanz statt. Während die Tanzfläche mit Gästen gefüllt war, wurde die Braut heimlich aus der Feier heraus entführt und an einen geheimen Ort gebracht. Der Brautstrauß wurde versteckt. Bemerkte der Bräutigam das Verschwinden seiner Frau, musste er zuerst den Brautstrauß und dann seine Frau suchen gehen. Währenddessen machte sich die Abordnung der Entführer mit der Braut über die vorhandenen Sektvorräte des nahegelegenen Etablissements her. Der überwiegende Teil der Hochzeitsgesellschaft folgte mit dem Bräutigam. Während des ca. einstündigen Events wurden Unmengen an Sekt getrunken und die Gassenhauer aus alten Zeiten gesungen. Ein gesellschaftlich anerkanntes Besäufnis, wenn man ehrlich ist. Für uns Kinder gab es dazu immer Limo satt. Herrlich. Also das so weit zur Ausgangslage.

Deshalb lud ich heuer ein, gemeinsam in meinen Geburtstag hinein zu feiern.

Partythema: Brautentführung

Jede Frau durfte im Brautkleid kommen. In welcher Form auch immer. Ich musste mir auch ein „Neues“ aus dem Secondhandladen zulegen, da…….. , du weißt ja wie das nach so langer Zeit ist. Jeder kann, keiner muss, war meine Aussage zum Dresscode. Wohlfühlen sollte sich jeder in seiner Haut.

Essen war bestellt, Käfer übernahm die Playlist für die Brautentführung. Getränke wurden ins erste Haus am Platz gekarrt und das war es von meiner Seite. Ab da war ich raus. Ich bekam Hausverbot für den Großen Tag. Meine Mädels ernannten sich zum Dekoteam und mein Mann half ihnen dabei. Ein bisschen suspekt war mir das Ganze dann schon. So ganz ohne Vorbereitungsstress am Feier- Tag blieb mir nichts weiter, als mich und meine Kinder dem Anlass entsprechend zu frisieren und in Festtagskleider zu stecken.

Völlig perplex und zugegebenermaßen leicht neidisch, stellte ich kurz vorm Abmarsch fest, dass sich der beste Ehemann von allen in seinen original Hochzeitsanzug geschmissen hatte.

Kronleuchter aus Glitzerplastik
Der eigens für diesen Anlass gekaufte Kronleuchter war ein weiteres Geschenk für mich und hängt nun bei uns im Esszimmer.

Beim Eintreten ins erste Haus am Platz kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mich empfing eine grandiose Hochzeitskulisse. Mit Tischdeko, Heliumluftballons, Kronleuchter, Lichterketten und, und, und. Die Gäste kamen festlich gekleidet und bester Laune nacheinander hereingeschwebt. Die Bräute waren allesamt wunderschön und strahlten eine Freude aus, als wäre es tatsächlich ihr Hochzeitstag. Ich war, und bin es jetzt noch, überaus dankbar, dass alle diesen Spaß mit gemacht hatten. Besonders erstaunt war ich, dass sich alle, meine Eltern, Omas, Onkel, Tanten und sogar die Kleinsten mir zuliebe in Schale geworfen hatten. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Von Rosen im Haar bis hin zur Holzfliege war alles anwesend, was sich für so einen Tag im Schmuckkästchen für besondere Anlässe finden ließ.

eine kreativ gestaltete dreistöckige Hochzeitstorte

Nach leckerem Essen gab es einen Einmarsch der Bräute mit dreistöckiger Hochzeitstorte, begleitet vom Lied zum Captains Dinner des Traumschiffs. Ich war sprachlos. Und ich durfte mit meinem Mann das Kunstwerk anschneiden. Was für eine Ehre! Nachdem wir mit dem Schneewalzer die erste Runde eröffneten, füllte sich die Tanzfläche wie von selbst. Es war wirklich unbeschreiblich.

Ich kam kaum zum Durchatmen, da wurde ich mit meinen Mitbräuten auch schon entführt. Im gemütlichen Weinkeller genossen wir die ausgelassene Stimmung. Es wurde gesungen, geschunkelt und herumgealbert wie auf einem Kindergeburtstag.

Braut an Braut wurde geschunkelt und gesungen.

Ok, der Sekt war alles andere als Kindergeburtstag. Aber die Minderjährigen unter den Gästen bekamen Limo satt, wie schon zu meiner Kindheit. Nach einer halben Stunde kamen tatsächlich unsere Männer. Alle. Kein einziger ließ es sich nehmen, seine Braut zurückzuholen. Diese Tatsache erleichterte uns alle ungemein. So ganz sicher war sich die eine oder andere da nicht.

Zurück im ersten Haus am Platz jagte ein Highlight das Nächste. Es wurden Vorführungen gehalten, wie bei einer echten Hochzeit. Albernheiten über Albernheiten und alle machten mit.

Geschenke wurden überreicht und in Vorführungen dargeboten. Dazu aber in einem meiner nächsten Beiträge noch Genaueres. Diese Geschenkideen verlangen geradezu danach, sie der Öffentlichkeit vorzustellen.

Die restliche Nacht verlief, wie man es von guten Festen gewohnt ist. Die Kleinen schliefen auf der Eckbank und wurden letztlich von der mitfühlenden Oma nach Hause gebracht. Die Gäste sangen sich auf der Tanzfläche die Stimmbänder wund, bis wir um 4.30 Uhr die Musik abstellten. Der harte Kern harrte am Tresen aus und kümmerte sich schon mal um die Nagli.

Der Tresen zieht die Gäste an, wie das Licht die Motten.
Bei Festen zuhause ist es die Küche, in der Kneipe sind die beliebtesten Plätze meist am Tresen.

Jeder ging später heim, als er eigentlich vorhatte und vergaß ein beliebiges Kleidungsstück. Das scheint bei ausgelassenen Festen ein ungeschriebenes Gesetz zu sein. Lass etwas zurück, damit du es am nächsten Tag wieder holen musst.

So kam es, dass sogar zum Aufräumen am nächsten Tag meine Mädels allesamt ungefragt auf der Matte standen und beim großen Ramadama halfen. Gibt es einen größeren Freundschaftsbeweis?

Auch jetzt noch läuft dieses Fest wie ein Film in meinem Kopf ab. So viele Eindrücke und Gefühle prasselten den ganzen Abend auf mich ein, dass ich erst nach und nach die Einzelheiten verarbeiten konnte. Aber eines wurde mir schon an diesem Abend klar. Ich habe die tollsten Freunde und Verwandten, die sich ein Mensch wünschen kann. Sie alle steckten so viel Energie, Zeit und Ideen in diesen Abend, wie ich es allein nie gekonnt hätte. Und wieder einmal greift der Spruch:

„Die Gäste machen das Fest.“

Dank einer lieben Freundin gibt es sogar ein Hochzeitsalbum, in dem sich alle Gäste gleich an diesem Abend verewigen konnten. Fotos mit dem Handy gemacht, gleich vor Ort ausgedruckt und in das Album geklebt. Nach Belieben Widmung dazu. So habe ich für alle Zeit ein bleibendes Andenken. Ich würde es liebevoll als Zeugnis des östrogengesteuerten Wahnsinns bezeichnen.

Mir bleibt hier nur von ganzem Herzen Danke zu sagen, und hoffe, dass sich mir die Gelegenheit bieten wird, jedem und jeder Einzelnen alle diese Gefallen zu erwidern.

Und dir wünsche ich viele Gelegenheiten mit lieben Menschen zu lachen und zu feiern.

Bis bald, Deine Glitzer

6 Antworten auf “Mit 39 hat man noch Träume”

  1. 🐝 ich muss aber sagen, mein Mann hat mich nicht abgeholt!! Ich mache mir aber keinen Kopf darüber, habe den Weg zurück auch so gefunden und noch dazu war ich ja nur eine pinke Braut. Es war ein so lustiger und schöner Abend. Und erst das Feuerwerk um Mitternacht nur für dich… Schön war’s!

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  2. Es war soooooo schön!!!!😍😍🤗🤗🤗
    Ein Zeichen dass die Party gelungen war ist auch, dass das ganze Städtchen davon gesprochen hat 😂😂😂!

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  3. Herzlichen Glückwunsch nachträglich zum Geburtstag, zu dem grandiosen Fest und zu den so liebevollen und so wahnsinnigen Menschen um dich herum.

    Liebe Grüße
    Pia

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