WENIGER NIX ODER

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Wir sind mittendrin, in der besinnlichen Zeit. Die sogenannte „staade“ Zeit, in der wir  unseren Blick wieder auf die wichtigen Dinge im Leben richten können. Während der uns die Bedeutung von Familie, Freunden und unserem eigenen Leben wieder bewusster wird. Aber wieviel können wir davon in unseren Alltag retten? Was machen wir aus dieser wertvollen Chance, wieder Kraft zu tanken für die Aufgaben, die auf uns warten? Ein paar meiner Gedankengänge dazu möchte ich mit dir teilen.

Es ist so, die Tage sind kurz, trüb und ungemütlich. Die Nächte lang und eisig. Der goldene Herbst liegt hinter uns und bis zu den ersten schönen Wintertagen wird es noch lange dauern. Es braucht keinen religiösen Hintergrund, um sich bewusst zu machen, wie trostlos sich in dieser unfreundlichen Jahreszeit viele Mitmenschen fühlen. Es ist dunkel, wenn du morgens aus dem Haus gehst, den ganzen Tag wird es nicht richtig hell und zum Feierabend dämmert es schon. Da fällt es einem nicht immer leicht, sich zu motivieren, durchgängig produktiv zu bleiben. Liegt genau darin nicht unser Problem? Müssen wir denn immer volle Leistung bringen und das auch bei uns zu Hause? Auf der Arbeit verlangt keiner weniger als an einem sonnigen Sommertag, aber daheim ist jeder sein eigener Chef.

Es liegt an jedem alleine, wichtige Aufgaben von unwichtigen unterscheiden zu lernen und Prioritäten zu setzen.

Ich habe dieses Jahr aus reiner Überforderung meine Konsequenzen gezogen und die Ansprüche an mich selbst heruntergeschraubt.

Als mich eine Bekannte Mitte November gefragt hat, wieviele Plätzchensorten ich schon gebacken und welche ich dieses Jahr geplant hätte, konnte ich noch mit voller Überzeugung sagen, dass mir das zu diesem Zeitpunkt noch zu früh sei. Und das ist wirklich so. Ich weigere mich, bis zum ersten Advent auch nur einen einzigen Lebkuchen zu kaufen. Ich wohlgemerkt. Meine Familie sieht das etwas anders. Immerhin haben wir uns im Laufe der Jahre darauf geeinigt, erst im November Dominnosteine und Spekulatius in den Einkaufswagen zu legen.

Aber zurück zu den Plätzchen. Ich habe bis jetzt genau eine Sorte gebacken. Und das nur, weil meine Kinder den Wunsch hatten. Das gibt dem Ganzen für mich eine ganz andere Wertigkeit.IMG-20171215-WA0007-01Während ich in vergangenen Jahren häufig alleine stundenlang in der Küche stand, um meiner Familie die Lieblingsplätzchen zu backen, mache ich das dieses Jahr anders. Ich backe mit meinen Kindern gemeinsam nur noch unsere Lieblingssorten. Verbringe Zeit mit ihnen und habe mehr Spaß dabei als beim früheren Backmarathon. Und was änderts? Nichts? Falsch! Ich bin wesentlich entspannter. Ich freue mich, weil es eine überschaubare Menge bleibt, und kann, meistens zumindest, die Zeit mit meinen Kindern genießen.  Und weil sie selbst mit an der Produktion beteiligt waren, wissen sie die Plätzchen auch mehr zu schätzen. Was war ich immer sauer, wenn sie meine liebevoll hergestellten Leckereien in wenigen Sekunden ohne Genuss verschlungen hatten. Das ging völlig am Sinn vorbei. Von Ausgeglichenheit war da nichts mehr zu spüren. Ich sauer und der Rest der Familie völlig irritiert ob meines Gefühlsausbruchs. Mit der Entscheidung, weniger zu backen, habe ich wesentlich mehr Beschaulichkeit in unseren Alltag gebracht.

Was ich mit diesem Beispiel sagen will, ist nicht, dass du keine zwanzig Sorten Plätzchen backen sollst. Wenn das dein liebstes Hobby ist, dann leg los. Du kannst die Zeit genießen und in dieser Aufgabe voll aufgehen. Es ist toll inmitten von Schokolade, Marzipan und all den lecker riechenden Gewürzen. Das Haus duftet heimelich und das gibt dir ein gutes Gefühl. Ja, aber eben nur, solange du das gerne machst. Ich wünsche uns allen Aufgaben, die uns Spaß machen und uns ein gutes Gefühl geben. Ich persönlich liebe es, meinen Adventskranz selbst zu binden. Aber es ist völlig ok, das anderen zu überlassen und sich einen zu kaufen. Wer meint, seine Wohnung zu den Feiertagen nicht nur sauber, sondern rein haben zu wollen, soll sich austoben und wird sich dabei gut fühlen. Allen anderen sei gesagt: Es ist in Ordnung, so wie es ist. Mir hat noch nie ein Feiertag abgesagt, weil er nicht bei uns rein wollte. Und im Kerzenschein sind sogar die nicht ganz so perfekten Stellen romantisch ausgeleuchtet.

Ich persönlich freue mich schon auf das gemeinsame Abendessen mit meiner Familie an Heiligabend. Das ist wirklich immer schön und die Vorbereitungen dazu genieße ich genauso, weil sie mich auf den festlichen Anlass einstimmen. Wer dazu aber keine Lust hat, sollte sich das nicht antun. Was soll das für ein Fest sein, an dem man ungewollt in der Küche steht, sich abrackert und der Rest der Familie „Wir warten aufs Christkind“ ansieht? Dann gibt es eben nur Nudeln mit Soße oder was weiß ich. Oder mach es wie Flitzer. Die stellt an Heiligabend Chicken Wings aus dem Tiefkühler auf den Tisch. Ihr ist es nämlich wichtiger, dass die Küche blitzt, bevor das Christkind vorbei schaut. Ihre Familie wäre ziemlich irritiert, wenn plötzlich gespickte Lende serviert werden würde. So gibt es verschiedene Möglichkeiten, Druck aus dem Alltag zu nehmen und dem Leben mit etwas mehr Gelassenheit zu begegnen.

Vieles, worüber ich mich sonst fürchterlich aufgeregt habe, sehe ich bereits gelassener. Ich gebe zu, ich bin darin noch nicht so gut wie ich es gerne wäre. Bei bestimmten Situationen gehe ich leider noch immer ab durch die Decke. Versuche, dem Anspruch, den ich mir selbst stelle, gerecht zu werden.  Hinterfrage nicht, ob es eine Alternative gäbe, die besser zu mir passt. Doch was wäre das Leben ohne Aufgaben? Ich mache Fortschritte. Bleibe dran.

Sehen wir die dunkle Jahreszeit als Chance, bei uns selbst anzukommen, Gedanken und Wünsche zu ordnen und die Qualität unserer Zeit, auch mit unseren Lieben, zu verbessern.

Das wünsche ich dir. Und den Mut, einfach mal etwas nicht zu machen.

deine Glitzer

5 Antworten auf “WENIGER NIX ODER”

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