Wann geht denn nun eigentlich die Sonne auf?

Schon klar… die Sonne geht auf, wenn frühmorgens nach dem Öffnen der Schlafzimmertür bereits ein Kaffeeduft durchs Haus zieht. Oder wenn nach einer total missglückten Woche Samstagnachmittag plötzlich Glitzer mit einer Flasche Sekt vor der Tür steht. Man könnte eine unendliche Liste erstellen, aber darum geht’s mir heute nicht. Ich möchte wissen:

Wann geht die richtige Sonne auf?

Bisher habe ich mir darüber wenige Gedanken gemacht. Wenn es hell ist, war sie schon aufgegangen, wenn nicht, eben nicht. Im Sommer eh ein ganz klares Ding, nur selten muss man da überlegen. Meist ist sie schon aufgegangen, bevor ich aufstehe, manchmal aber auch schon, bevor ich ins Bett gehe. Spätestens dann, wenn ich in lauer Sommernacht von einem hellen Schimmer am Horizont überrascht werde, ist es an der Zeit, den Heimweg anzutreten. Kommt schon mal vor. Ab und an. Auch in meinem Alter. Ich fühle mich dann stets um Jahre zurückversetzt, in Zeiten, als dies durchaus öfter vorkam und man darauf achten musste, am Sonntag Morgen nicht den „Kirchenleuten“ in die Quere zu kommen. Ja, darauf passt man bei uns am Land noch auf. Der plötzliche Alterssprung hält jedoch an solchen Morgen nicht lange an, denn nur wenige Stunden später muss ich das Gefühl bitterböse büßen.

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In dieser Nacht war die Sonne wohl schneller als ich

Doch ich schweife ab, es soll ja um den Zeitpunkt des Sonnenaufgangs gehen und nicht um die unterschiedliche Wahrnehmung und Verträglichkeit durchfeierter oder durchdiskutierter Nächte in jungem und fortgeschrittenem Alter. Zurück zum eigentlichen Thema und zurück dazu, was mich überhaupt veranlasst hat, mich mit dem Thema zu beschäftigen.

Wie alles begann..

Seit einigen Monaten fahre ich mit dem Fahrrad zur Arbeit. Na gut, es ist nur ein E-Bike und ich habe auch nur etwa fünf Kilometer Wegstrecke zurückzulegen. Aber immerhin, hätte mir jemand vor einem Jahr erzählt, dass ich TÄGLICH zur Arbeit radle, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Immer und immer wieder höre ich mir aber an: „Waas? Du ein E-Bike? Dein Ernst?“, „Warum denn das? Die paar Kilometer kann man doch locker mit dem normalen Rad fahren!“ Ich antworte dann stets sehr freundlich, dass dies sehr wohl mein Ernst sei. Klar könnte ich mit dem normalen Rad fahren, will ich aber nicht. Und nein, es gibt kein Mindestalter, um ein E-Bike fahren zu dürfen. Doch solche Kommentare höre ich eh meist von Leuten, die jeden Meter mit dem Auto zurücklegen. Aber auch sie KÖNNTEN ja mit dem Rad fahren, wenn sie möchten. Noch dazu habe ich das schönste Rad in der ganzen Welt. Und ja, so manches Fahranfängerauto ist weit günstiger als mein Fahrrad. Aber ich lieeeebe es, würde es nie mehr hergeben und fahre echt jeden möglichen Kilometer damit. Zum Frisör, zum Zahnarzt und auch schonmal dreißig Kilometer, um Spülmittel und eine Zeitung zu holen.

Der Weg ist das Ziel

Ein wenig leid tut mir ja da schon manchmal mein Mann. Klar muss er nicht mit mir zur Arbeit fahren, doch da ich auch in der Freizeit einige Kilometer auf den Tacho bringe, muss er wohl zwangsläufig auch aufs Rad umsteigen. Ich muss nur aufpassen, dass ich ihn nicht zu sehr trainiere. Denn mit Sportfahrradfahrern, die über 28 km in der Stunde fahren, wird’s dann echt anstrengend für mich. Aber mir kommt es keineswegs auf die Geschwindigkeit an. Ich genieße es, durch die Natur zu fahren, zu sehen wie sich die Jahreszeiten verändern und dazu noch mit frischem Kopf auf der Arbeit oder zu Hause anzukommen.

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Morning has broken

Ich habe unzählige Male die Sonne früh morgens fotografiert, wenn sie sich gerade daran macht, über die Erde zu steigen, die Natur in täglich wechselnden Farben glänzenden lässt und sich manchmal mit den Wolken streitet. Schon öfter habe ich überlegt, ob dies wohl mit Romantik zu tun hat (wer mich kennt, weiß, dass das nicht sooo sehr mein Ding ist). Doch ich glaube eher, es hat etwas mit der Achtung gegenüber der Natur zu tun. Mit dem Gefühl, dass unter der mächtigen Sonne alle Menschen gleich sind. Zwangsläufig schwirrt mir stets das Wort „Demut“ durch den Kopf. Ein Wort und Gefühl, das meines Erachtens in unserer Gesellschaft völlig in Vergessenheit gerät. Ich bin sicher, dass viele junge Menschen das Wort nicht zu übersetzen wüssten.

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Bisher war es in den vergangenen Wochen selbstverständlich, dass die Sonne bereits wach war, wenn ich auf mein Fahrrad gestiegen bin. Doch nun, nach einigen Tagen Erkältungspause, war ich gestern Abend am Überlegen, wann es denn hell wird, was ja zwangsläufig den Beginn meines Arbeitstages bestimmt. Ich fürchte mich nicht vor niedrigen Temperaturen, doch bin ich nicht sicher, ob Dunkelheit, die meist auch Nebel mit sich bringt, nicht zu gefährlich wäre. Ich muss nämlich ein sehr stark befahrenes Stück Landstraße passieren. Da kann es durchaus mal vorkommen, dass mich an manchen Tagen zehn bis fünfzehn Autos überholen.

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Es war im August. Ich war klitschnass als ich ankam.

 

Nicht nur zu meinem Schutz, auch zur Sicherheit der Autofahrer, habe ich mir eine signalrote Jacke zugelegt. Sehr schick und eine super Farbe, aber wie erwähnt, habe ich sie ja lediglich aus Sicherheitsgründen gekauft.  Bei den Unmengen an Geld, die ich durch meine Radlerei spare, sprang die Jacke locker raus. Ganz klar, ich spare dadurch jede Menge Spritkosten, doch das meiste Geld spare ich wahrscheinlich durch die Einkaufstouren mit dem Rad. Denn so ein Fahrradkorb schränkt einen Einkauf mengenmäßig dann doch erheblich ein, und man beschränkt sich wirklich auf’s Nötigste.

Ich kann dir gar nicht genau sagen, wann ich nun in den letzten beiden Tagen losgefahren bin. Ich entschied stets nach einem prüfenden Blick aus dem Fenster. Doch nach meinen Recherchen weiß ich nun, wie spät es gewesen sein muss.

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Erst vergangene Woche. Wohl so um dreiviertel acht
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Selber Tag, selbe Sonne. Nur ein paar Minuten und Kilometer weiter.

 

Weißt du, an welchem Tag der Tag am spätesten beginnt?

Fakt ist jedenfalls: am spätesten beginnt der Morgen am 26. Oktober, nämlich um 7:55 Uhr. Im Vergleich dazu wurde es in der vergangenen Woche irgendwann zwischen halb und dreiviertel acht hell. Angesichts meines Überstundenkontos durchaus kompatibel mit meiner Arbeitszeit. Aber erst um acht losfahren, ist dann doch etwas spät. Mal sehen, ob ich in der kommenden Woche meinem Rad eine Auszeit gönne, denn nach der Zeitumstellung Ende Oktober dürfte mir die Dunkelheit keine Probleme mehr bereiten.

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Sonnenaufgang in den Bergen

Als Fotos habe ich heut für dich Sonnenaufgänge ausgesucht. Sonnenaufgänge im Winter, im Herbst, im Sommer, in den Bergen und am Meer.

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Sonnenaufgang am Meer

Mein Handy ist voll davon. Die Anzahl würde locker für einen mitteldicken Fotoband reichen. Warum ich das immer und immer wieder fotografiere, ist mir ein Rätsel. Was bringt denn das 176. Sonnenaufgangsfoto? Mal ganz ehrlich? Nix. Und ich glaube auch, dass dir die Fotos nix bringen. Allenfalls können sie mich, die ich sie ja fotografiert habe, an das damalige Gefühl und die Situation erinnern. Aber alle anderen? Na keine Ahnung. Das Netz ist jedenfalls voll davon, so will ich dir auch meine Fotos nicht vorenthalten.

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Sonnenaufgang im Winter

Ich wünsch dir ein schönes Wochenende, mit hoffentlich tollen Sonnenaufgängen, lass es dir gut gehen.

Alles Liebe,

Flitzer

 

 

 

 

6 Antworten auf “Wann geht denn nun eigentlich die Sonne auf?”

  1. Tolle Fotos!!!
    Einem schönen Sonnenaufgang liegt immer ein Zauber inne!
    Ich kann dich da sehr gut verstehen, leider sehe ich viel zu wenig davon.
    Das liegt daran, dass ich Nächte nur noch selten durchmache und das Glück habe meistens erst später aufstehen zu müssen 😉.
    Aber gemeinsam auf den Sonnenaufgang warten wäre ein gutes Projekt für den nächsten Mädelsabend 🙂!
    Grüßi, 🐰

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  2. 176 Sonnenaufgänge sind ein ganz schöner Schatz an Erinnerungen. Tatsächlich kann ich mich auch noch an einige Sonnenaufgänge erinnern, die ich in den letzen Jahren sehen durfte. Das wird mir erst jetzt so richtig bewusst. Offensichtlich beeindrucken sie einen nachhaltig. Gerade in Verbindung mit besonders emotionalen Situationen. Danke für den Anstoß, mich ein paar Minuten in meine eigenen Erinnerungen fallen zu lassen. Deine Bilder sind zudem wirklich wunderschön. LG Glitzer

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