Mit Speck fängt man Mäuse – manchmal

Es war ein Donnerstag. Donnerstag Morgen. Donnerstage sind ja eigentlich gute Tage. Wie Dienstage, die mag ich auch. Doch bekanntlich bestätigen Ausnahmen ja die Regel, und dieser Donnerstag war eine dieser Bestätigungen.

 

Der frühe Vogel fängt den Wurm 🐦

Ich war sehr früh dran, hatte bereits um 5:37 Uhr das Bett verlassen, da ich noch einige Dinge vor der Arbeit erledigen wollte. Unter anderem hatte ich vor, die frisch gewaschene Wäsche in die Schränke zu räumen. Die Körbe standen bereits oben im Flur bereit. Und ich hasse Wäsche aufräumen. Doch dachte ich mir, dass dann aus dem Donnerstag nicht nur ein guter Donnerstag werden würde, sondern ein super sehr guter Donnerstag, denn ich hätte schließlich den ganzen Tag über das tolle Gefühl, dass die dämliche Wäsche schon an ihrem Platz sei.

Doch kam es mal wieder anders…

Die zweite Tasse Kaffee hatte ich bereits hinter mir, auch die Brotzeiten stand bereit und alle Getränkeflaschen waren gefüllt. Im zwei-Tassen-Kaffee-Tempo sprang ich voller Elan die Treppe hoch, um eben noch die Wäsche wegzuräumen. Auf der drittletzten Stufe blieb mein Körper jedoch abrupt stehen und machte keinen Schritt mehr weiter. Denn meine wachen Augen vernahmen ein blitzschnelles Huschen von links nach rechts. Zu den Wäschekörben. Ich versuchte mir einzureden, dass dies wohl eine Wollmaus sein müsse. Doch mein blitzschneller zwei-Tassen-Kaffee-Verstand sagte mir gleich, dass es zwar wohl einige Wollmäuse in unserem Haus geben müsste, aber DIESE EINE Wollmaus konnte ich nicht nur sehen, sondern auch hören. Ganz deutlich hörte ich zu dem Huschen winziges Mausepfotentrappeln auf dem Korkboden. Nun gehöre ich ja wirklich zu den absolut total mutigen Menschen (wie sehr arg mutig ich bin, habe ich hier schon einmal beschrieben: Das schwarze Loch der Zahnärzte) , doch die Kombination der Tatsachen in meinem Gehirn ließ meinem Körper ganz automatisch einen milden Schrei ausstoßen. Okay, ich gebe zu, er könnte auch etwas lauter gewesen sein. Und selbstverständlich trat mein Körper auch (wie es sich in extremen Gefahrensituationen für einen guten Körper eben gehört) die Flucht an. Bedeutet: zehn Treppenstufen in vier Schritten nach unten.

Das Verständnis meines Mannes ist grenzenlos

Keine Ahnung, womit mein Mann gerechnet hat, er war jedenfalls ziemlich ungehalten und warf mir vor, dass man sich wegen so einem Mäuslein einfach nicht so aufzuführen habe. Auch gab er mir klar und deutlich zu verstehen, dass er nun sicher keine Maus fangen würde , da er einen wichtigen beruflichen Termin hätte, und er komme heute auch sehr spät heim. Er hat IMMER einen wichtigen Termin, wenn bei uns irgendwelche Katastrophen geschehen. IMMER ist er gerade dann, wenn er dringend zu Hause gebraucht werden würde, beruflich unterwegs. Unbeeindruckt von meinen Vorwürfen ging er in den Keller, um eine Mausefalle zu holen, denn die wollte er dann doch gerade noch aufstellen.

Dass ich auf seine Hilfe nicht hoffen konnte, war mir bald klar (wie gesagt, 2 Tassen Kaffee). Ich schlich mich also mit klopfendem Herzen und zitternden Knien in die obere Etage und da saß sie. 🐀Vor der Zimmertüre unserer jüngsten Tochter, in der Ecke der Türzarge. Sie glotzte mich frech an und – ganz logisch – ein zweiter Schrei folgte😱. Ohne Schwanz war sie mindestens 4,8 cm groß, hatte gepflegtes Fell in einem schönen warmen Grauton. Blitzschnell rannte ich ins Schlafzimmer und schloss mich ein. Inzwischen aus dem Keller zurück, stellte mein Gatte die Mausefalle ab und sagte: „Also ich geh dann!“. Halloooooo??? Geht’s noch? Sofort war mir klar, dass es an diesem Abend wohl Nudelsalat geben wird, denn der gehört, um es milde auszudrücken, nicht gerade zu den Lieblingsgerichten meines Mannes😈.

Alleine bin ich stark

Ich hatte also zwei Möglichkeiten. Entweder, den Tag im Schlafzimmer zu verbringen, oder, all meinen Mut zusammen zu nehmen und mich irgendwie am Monster vorbei zu kämpfen. Ich entschied mich für die zweite Lösung. Unten angekommen schloss ich alle Türen, drehte mich um, wollte gerade meine Tasche nehmen, da glotzte sie mich wieder an.😳 Diesmal vom unteren Treppenabsatz aus, sie ging schnurstracks am Hund vorbei. Es kann doch nicht sein, dass das kleine Ding innerhalb kürzester Zeit die Treppe überwinden konnte? Es war genug, panisch verließ ich ein hell beleuchtetes Haus.

Eine Maus kommt selten allein

Mitfühlende Menschen erzählten mir dann, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass eine kleine Maus alleine da wäre. In jedem Fall wäre es eine Babymaus. Entweder sie habe sich verirrt und die Eltern suchten bereits nach ihr, oder sie habe ihre Geschwister ohnehin alle dabei.🐀🐀🐀🐀🐀

Vorsorglich schrieb ich meinen Kindern eine Nachricht, um sicher zu gehen dass die vor meiner Heimkunft auch nur keine Zimmertüre offen stehen lassen. Kommentar meiner Tochter:

chat

Das ist Cedric:

cedric
Cedric – tiefenentspannt und satt

 

Eigentlich sind Mäuse ja soooooo süß

Ich habe keine Ahnung, warum ich wegen so einer Minimaus derart austicken kann. Ich bin Mäuse durchaus gewohnt und eigentlich mag ich sie sehr gerne. Wenn es MEINE Mäuse sind. Wir haben im Esszimmer ein Nagarium mit einer super süßen goldigen Mongolischen Wüstenrennmaus.

gluecklichzuzweit
Hubert & Alfred – glücklich zu zweit

Ich nehme unseren Alfred gerne auf die Hand, denn er braucht, seit er alleine lebt, viele Streicheleinheiten. Sein Bruder Hubert ist nämlich leider im vergangen Sommer plötzlich verstorben. Es war ein Sonntag (du ahnst sicher, dass mein Göttergatte an diesem Sonntag beruflich unterwegs war) und ich habe mit meinen Mädchen stundenlang geheult. Wir haben Hubert würdig in einer Fahrradschlauchschachtel unter der Trauerbirke im Garten bestattet.

hubert
Das war Hubert

Sofort hätte ich Alfred einen neuen Mitbewohner gekauft. Das war jedoch leider nicht möglich, da sie sich nicht vertragen würden, wenn sie nicht von Klein auf aneinander gewohnt sind. So muss er sich leider bis an sein Lebensende mit unseren menschlichen Zuwendungen zufrieden geben. Ihm geht es damit auch sehr gut und er hatte nur drei Tage lang Augenringe.

Also du siehst, es ist nicht so, dass mich Mäuse anekeln, ganz und gar nicht. Ich vermute mal, es ist vielmehr die Angst davor, zu erschrecken. Ich mag keine Überraschungen und ich erschrecke auch nicht gerne. Das weiß mein Körper, und deshalb reagiert er dann halt einfach panisch.

Die Katze wird’s schon richten

Leider musste ich an diesem Donnerstag etwas länger auf der Arbeit bleiben. Die Kinder waren bei Oma und ich überlegte ernsthaft, ob ich nicht bis zur Heimkunft meines Mannes mal in die Kneipe gehen sollte. Die hat zum Glück donnerstags nämlich offen. Auf dem Heimweg rief ich meine Tochter an. Sie verkündete, dass Cedric das Mäuslein unter ihrer Aufsicht bereits verspeist hat. Sie war ihrem Bericht nach sehr klein, dafür aber „sehr knackig und knusprig“. Super Kind. Super Katze.

Ich konnte also beruhigt den Kneipenbesuch ausfallen lassen. Doch fielen mir dann wieder die Berichte über Mäuseeltern und Mäusegeschwister ein. Vorsorglich besorgte ich noch weitere Mausefallen, um ganz auf Nummer sicher zu gehen (hierzu der Tipp: den Bügel der Mausefalle immer von hinten anfassen!) und hielt mich in der ersten Zeit vorsorglich nur in Räumen auf, in denen die Katze ganz entspannt schlief.

mausefallen

Letztendlich kann man wohl sagen, dass es eine sehr, sehr böse Maus gewesen sein muss. Denn weder Eltern noch Geschwister suchten nach ihr. Bis jetzt. Ich bleibe wachsam.

Liebe Grüße und ein gemütliches Wochenende wünscht dir

Flitzer 🙂

7 Antworten auf “Mit Speck fängt man Mäuse – manchmal”

  1. deine geschichten sind so schön erzählt und bebildert, dass sich bestimmt ein verlag finden lässt, der sie veröffentlicht – und so ein buch in die hand genommen, möchte beim blättern als gutenachtgeschichte vorgelesen werden,

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  2. Bei uns sind Mausbesuche im Sommer auf dem Balkon schon fast Standard, aber außerhalb des Hauses ist das für mich kein Problem.
    Leider gibt es in einem 400 Jahre altem Haus sehr viele schöne Wohnplätze für die kleinen Nager (vorzugsweise der riesige Dachboden und die Scheune).
    Ab und zu verläuft sich eine in den ersten Stock und unser Jagdhund ist offensichtlich schon in Rente, denn der duldet den Besuch eigentlich immer. Nur einmal hat sich eine ganze Familie bei uns eingenistet.
    Mit 10 Mausfallen und viel Geduld konnten wir die Hausbesetzung nach einiger Zeit erfolgreich beenden.
    Grüße, 🐰

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  3. Ich hätte nicht gedacht, dass du wegen einer Maus so die Fassung verlieren kannst und gebe Dir recht, dass sie sicherlich ein sehr unangenehmer Zeitgenosse war, der von seinen Artgenossen gemieden wurde. Aber bedenke, spätestens bei der Testamentseröffnung stehen sie alle auf deiner Matte. Ich würde die Mäusefallenmauer noch etwas stehen lassen. Sieht ja auch sehr edel aus. „Schöner Wohnen, wenn man genug Mäuse hat.“
    LG Glitzer

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