Alles Kaffee oder was?

 

Kaffeezubereitungszeremonie… Berechtigt? Oder Spinnerei?

Zweifelsohne trägt er an manchen Tagen zum Überleben bei. Doch welche Rolle spielt dabei die Zubereitung? Ist es tatsächlich nötig, ein Sammelsurium von Kaffeebereitern anzuhäufen? Allen, die sich diese Frage schon immer gestellt haben, kann der ausführliche Selbsttest von „GLITZER“ Aufschluss geben.

Ich wache auf. Um mich herum nur gespenstische Ruhe. Der Wecker schweigt. Na toll. Das kann nur Wochenende sein. Mein Körper will immer dann wach sein, wenn ich noch schlafen dürfte. Mein Rücken tut weh und in Gedanken bin ich  bereits bei den Aufgaben des Tages. Vorsichtig schiele ich auf die Anzeige meines Weckers. Die Zeit ist sowas von einer Frechheit, dass ich mich nochmal umdrehe und so tue, als würde ich noch schlafen. Wie immer ohne Erfolg.

Deshalb schleiche ich aus dem Zimmer, um meinen Mann nicht zu wecken.  Er hat nie ein Problem damit auszuschlafen. Genauso wenig wie meine Kinder. Noch im Schlafanzug belade ich die Waschmaschine, räume die Spülmaschine aus und bestücke sie mit den Überresten des Kinoabends meiner Familie am Vorabend. Ich war nicht dabei, am Ende der Woche gehe ich meist mit den Hühnern ins Bett und schlafe völlig erschöpft ein.

Und noch während ich mich nörgelnd darüber ärgere, werde ich trotzig. „Nö, ich mach das jetzt nicht!“ Was ist denn so schlimm, wenn ich die ruhigste Zeit des Tages für mich nutze? Für meine Kinder macht es keinen Unterschied und ziemlich sicher bemerkt auch mein Mann nicht die Unordnung um sich herum. Er scheint dafür einfach keinen Blick zu haben.

Ja, es ist schlimm, das sagen zu müssen, aber trotzig kann ich ziemlich gut!

Was tust du in solchen Situationen? Ich beschließe: „Ich tu jetzt was für mich!“ Aber was? Ich habe keine Hobbys, kein gutes Buch bei der Hand. Fernsehen ist nicht wirklich mein Ding. Unglaublich, wenn ich die Hausarbeit ausschließe, habe ich nichts, womit ich mich jetzt beschäftigen kann.

Meine Koffeinsucht treibt mich in die Küche.

Zur Auswahl stehen die unterschiedlichsten Geräte zur Kaffeezubereitung.

Weil ich mich nicht gleich für ein Küchenhelferchen entscheiden kann und ich die nächsten Stunden jede Menge Zeit zum Kaffeetrinken haben werde, beschließe ich, in einer nie dagewesenen Spontaneität, einen Kaffeetest für mich alleine zu machen. Einfach so, weil ich es kann.

Ich starte mit der Padmaschine. Da ich eine überzeugte Haferltrinkerin bin, ergibt ein Pad (7g Kaffeepulver) leider immer nur eine halbe Tasse voll. Mit gekühlter Milch ist er aber sofort auf Trinktemperatur. Die Menge reicht, die 4:27 Minuten (ich habe die Zeit gestoppt) zu überbrücken, um mit meinem Espressokocher den nächsten Kaffee zuzubereiten. Das geht mit Induktion ruckzuck. In der Zeit ist das Befüllen mit 300ml Wasser und zwei Kaffeemaßen (14g) gemahlenen Kaffees enthalten. Die Menge reicht gut für meine große „Und Du meinst wirklich Kaffee hilft?“ Tasse und ist heiß genug, um trotz Milch nicht sofort auszukühlen. Geschmacklich hat dieser Kaffee mehr Wumms. Schmeckt einfach kräftiger, was mir sehr entgegen kommt. Den hätte ich gut brauchen können, als ich in meinem früheren Leben nach einer langen Nacht Starthilfe benötigt hatte. Mir kommt der Gedanke, dass ich in Zukunft bei den Pads auf eine kräftigere Sorte zurückgreifen könnte.

Nun treten im direktem Vergleich an: Die kleine French Press und die Kunststoffkaffeetasse. Beide mit ebenfalls zwei Tassen Kaffee. wassertemperatur-kaffeVon einer Freundin weiß ich, das Wasser soll beim Aufbrühen 90°C haben. Die Temperatur überprüfe ich mit meinem Bratenthermometer. Es zeigt Huhn an. Perfekt!

Nach dem Aufbrühen muss das Pulver in der French Press ein paar Minuten ziehen. Dafür habe ich keine Angabe und drücke deshalb den Kaffeesatz nach unten, als es aufhört, aus dem Dauerfilter der Kunststofftasse zu tröpfeln (nach genau 2:10 Minuten). Alles in allem lief es bei allen vier Methoden auf die gleiche Zeit raus.

frenchpressAls Ergebnis lässt sich sagen, der Kaffee aus der Kunststofftasse schmeckt etwas milder oder wässriger, je nachdem, ob man das positiv oder negativ bewerten möchte. Als Vorteil könnte gesehen werden, dass man nicht noch eine zusätzliche Tasse zum Trinken braucht. Da ich aber in den letzten Jahren insgesamt eine kleine Aversion gegen Kunststoff entwickelt habe, ist das für mich nicht wirklich ein Vorteil. Also gewinnt diesen direkten Vergleich für mich die French Press gleichauf mit dem Espressokocher.

Aus Mangel an Abnehmern entscheide ich mich dafür, den Filterautomat und den Filter zum selbst Aufbrühen mit nur jeweils drei Tassen an den Start zu schicken. Das Befüllen beider Geräte dauert etwa so lange wie beim Espressokocher. Ich wähle für beide Varianten die vermutlich von der EU als Norm festgelegten 7 Gramm Pulver und 150ml Wasser pro Tasse.

Filterkaffeee

Während die Kaffeemaschine bereits aufbrüht, beginnt das Wasser im Topf leicht zu blubbern.

Als Expertin, die ich mittlerweile unzweifelhaft bist, weiß ich auch ohne Thermometer, es hat ganz bestimmt genau Huhn.

Als Resultat habe ich in genau gleicher Zeit von 2:20 Minuten zwei im Geschmack identische Kaffees. Was im Nachhinein eigentlich nicht weiter verwunderlich ist. Der selbst aufgebrühte Kaffee ist allerdings weniger heiß.  Ich frage mich, ob die Maschine schon mal von der 90°C Regel gehört hat.

Als Fazit lässt sich festhalten:

Geschmacklich und in Bezug auf Zeitaufwand ist es für meine Zwecke völlig egal, womit ich mir in Zukunft Kaffee koche. Was für eine Wahnsinnserkenntnis! Allerdings macht es Sinn, für mehr als zwei Tassen auf Filter, Kaffeemaschine oder eine größere French Press zurückzugreifen. Bei allen Methoden fallen als Müll nur Kaffeepulver und evtl. Papierfilter an, was sich mit meinem Gewissen gut vereinbaren lässt. Der Kostenaufwand für die Kaffeepads ist etwas höher als für das lose Pulver, was natürlich für beide Produkte von Marke zu Marke schwankt. Der Preis liegt bei einer  Durchschnittsauswahl bei ca. sieben Cent pro Tasse. Strom und Geräte nicht mit eingerechnet.

filterkaffeeGerne kannst Du Dir meine Studie aufheben und zur Hand nehmen, falls du darüber bei Gelegenheit eine Doktorarbeit schreiben möchtest.

Selten scheine ich einen Sonntagmorgen mit vermeintlich sinnloserer Beschäftigung verbracht zu haben, doch kann mir keiner was über die Kaffeequalität der verschiedenen Zubereitungsarten vormachen. Ist zwar voll unnötig, aber schön zu wissen.

Ich bin mir sicher, dass ständig unsinnigere Studien als meine für mehr Geld- und Zeitaufwand in Auftrag gegeben werden. Wunderst du dich nicht auch hin und wieder, wenn du im Radio von solch wahnsinnigen Erkenntnissen hörst oder in der Zeitung liest? Zum Beispiel, dass Menschen mit größeren Füßen durchschnittlich mehr verdienen. Toll, Männer sind ja auch durchschnittlich größer als Frauen.

Eine interessante Studien zum Thema Socken findest du auf unserem Beitrag  Sockenstatement

Obwohl ich hoch zufrieden mit meiner Versuchsreihe bin, ist mir jetzt zugegebenermaßen schlecht. Den Versuch mache ich nächstes Wochenende besser mal mit Tee.

Außerdem bin ich sehr dankbar, dass meine Kaffeemaschine eine Thermoskanne hat und ich die beiden verbliebenen Tassen gut für meinen Mann aufheben kann. Dazu schütte ich den Rest des selbst aufgebrühten und denke mir:

„Die Mischung machts.“.

Völlig überdreht und koffeingepushed stelle ich fest, dass es bereits 6.40 Uhr ist. Und weil ich noch immer keine Lust auf Haushalt habe, überlege ich  kurz, meinen Mann zu wecken. Sicherlich fällt ihm etwas ein, womit wir uns die nächste Stunde beschäftigen könnten. Der ist da ziemlich kreativ.

Quatsch, Spontanität will wohl überlegt sein. Ich mache mich lieber an die Bügelwäsche und freue mich auf mein Mittagsschläfchen.

Welche Zeremonie durchläuft dein Kaffee?? Ich freue mich über Tipps von dir.

Allen  Interessierten biete ich einen Workshop zum Thema Kaffee und Kaffeekochen am dritten Novemberwochenende 2027 an. Uhrzeit wird noch bekannt gegeben. Anmeldungen bitte über unseren Newsletter. Aufgrund der vermutlich großen Nachfrage gilt hier das Recht des Schnelleren. Danke für dein Verständnis.

Ich freu mich schon riesig auf dich.

Einen schönen Tag und immer heißen Kaffee wünscht dir,

deine Glitzer von

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11 Antworten auf “Alles Kaffee oder was?”

    1. Ein Haferl ist eine große Tasse. Vielleicht ist Dir der Begriff Humpen geläufiger. Wir neigen hier im Sprachgebrauch dazu alles ein bisschen zu verniedlichen. Geht so ziemlich mit allem. Zum Beispiel Schnapserl.

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  1. Der Kaffee in unserer​ French Press zieht immer vier Minuten. Soll laut unserem Kaffeehändler vor Ort die optimale Zeit sein. Wir haben eine kleine Kaffeerösterei bei uns in der Nähe, die richtig geilen Kaffee macht. Haben jetzt auch schon unterschiedlichste Sorten durch. Die French Press kommt bei uns immer am Wochenende zum Einsatz. Unter der Woche haben wir uns eine kleine Siebträgermaschine angeschafft (als Ersatz für die Kapselmaschine) und wir lieben sie. Es ist zwar mit Mahlen und abmessen usw eine deutlich längere Prozedur, aber der Kaffee/Espresso ist genial 🙂
    Probiere bei der FP Mal eine längere Ziehzeit und gffs eine andere Sorte. Viel Spaß beim Testen 🙂

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    1. Danke für den Tipp. Werde ich gleich mal mit 4 Minuten testen. Vielleicht geh ich echt auch mal in eine Rösterei und lass mich beraten. Das ist bei uns aufm Land leider nicht ganz so einfach. Lohnt sich aber bestimmt sich da mal schlau zu machen.

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    1. Hallöchen,

      SUPER BERICHT!!😀

      Früh am Morgen ist für mich Kaffee so wichtig wie die Luft zum atmen!
      Wie ich feststellen musste ist meinem Gaumen der Geschmack vor 9:00 Uhr jedoch ziemlich egal, da zählt nur die Wirkung.
      Wir hatten von Plastikkapseln über Pads zu French Press schon alles in Gebrauch und sind nun wieder bei der altmodischen Filterkaffeemaschine gelandet.
      Hipster die nur noch Soja-chai-latte trinken sollten nun nicht weiterlesen (evtl. Gefahr von Schockstarre), denn wenn mich morgens mal die Hektik packt, dann mach ich mir schon mal einfach einen Pulver-Cappuccino.😉☕️

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