Alle Jahre wieder..

Alle Jahre wieder…

Weihnachtszeit.. Zeit der Besinnung, der Ruhe, und Zeit der Familie

Die Kinder fiebern wochenlang darauf hin, schreiben Wunschzettel und sind eifrig am Basteln. Das Haus ist festlich geschmückt, der Christbaum funkelt im schönsten Glanz. Natürlich farblich abgestimmt auf die restliche Weihnachtsdekoration und die liebevoll selbst gebastelte Tischdeko.imageedit_7_4592197887 An Heilig Abend bricht die Familie samt Hund zum Winterspaziergang auf, anschließend gibt es zur Stärkung eine duftende, heiße Tasse Kakao. Die Kinder strahlen, der Vater ist glücklich und die Mutter perfekt gestylt, das Haar sitzt. Voller Vorfreude springen die Kinder durch die Schneeflocken auf der durch den Schnee frisch bepuderten Straße zur Kirche.

Okay, schon gut, es reicht. Denn in der Realität sieht das leider oft anders aus.

Ein Blick aus dem Fenster zeigt mieses, trübes Wetter und es gießt wie aus Eimern. In ausgebeulten Jogginghosen, die Frisur gleicht eher einer Klobürste, und ziemlich genervt springe ich meist zwischen Küche und Wohnzimmer umher. Stets über den Staubsauger steigend, der den Tannennadelteppich im Wohnzimmer noch beseitigen soll. Spaziergang ist bei uns ersatzlos gestrichen, statt dessen wird ein letztes mal durchgewischt. Und den Wunschzettel kriegt man heutzutage in Form von Links per Whatsapp geschickt. Den Christbaum schmücke ich gemeinsam mit den Kindern, was jedoch keinesfalls eine Arbeitserleichterung darstellt und trotz steigendem Kindesalter jedes Jahr schwieriger wird. Es war ja so gewollt, dass die lieben Kleinen zu selbstständigen Menschen heranwachsen, und das ist natürlich selbst beim Christbaumschmücken mit weltverändernden Endlosdiskussionen verbunden.  Trotzdem ist es jedes Jahr schön zu sehen, wie sie sich, am Ende zufrieden mit ihrem Werk, über einen bunten Baum freuen. Jeder kann seinen Beitrag leisten und seine Kreativität einbringen. So ist und war das bei uns immer. Bis auf ein Jahr. Dieses eine Jahr. Und wohl keinem aus der Familie wird jenes Weihnachtsfest aus dem Gedächtnis fallen.  Seit dem erinnern wir uns jedes Jahr wieder daran.

Heulende Kinder, die den „hässlichsten Christbaum der Welt“ beklagen

Vertrauensvoll überließ ich meinem Mann die Aufgabe, einen Christbaum zu besorgen. Kann ja nix schief gehen. Bis zu diesem Jahr war ich der Meinung, dass ein Baum ein Naturprodukt sei und nun eben mal nicht kerzengerade und symmetrisch wachse. Ich bin da nicht 20171220_231554so anspruchsvoll, jeder Baum könne durch seinen Wuchs und durch seine von der Natur gegebenen Form einen Charakter besitzen, den man schön finden könne. Leute, es ist ein Baum! Ich konnte die Frauen nie verstehen, die am Christbaumstand des Weihnachtsmarktes an diesem Zweiglein und jener Nadel was auszusetzen hatten. Ich fragte mich immer, ob die Damen wohl nicht mit einem Plastikbaum und einer Dose Fichtennadelspray besser beraten wären.

Zur Strafe wurde mir wohl dieser eine Baum geschickt.

Bereits am Vorabend brachte ihn mein Mann siegessicher ins Wohnzimmer, sicher verpackt im typischen Christbaumnetz. Wir befreiten ihn von selbigem und unsere Vorfreude fiel sogleich in ein Loch. In ein sehr, sehr tiefes Loch. Sowas hässliches hatte die Welt noch nicht gesehen. Schockiert starrten wir alle den Herren des Hauses an, der uns erklärte, dass man den eben etwas drehen müsse, um die unvorteilhafte Seite an die Wand zu bringen. Doch auch nachdem wir das Gestrüpp zehn mal um die eigene Achse gedreht hatten, wurde es nicht besser. Es blieb ein unförmiger Strunk 20171221_144547-01mit vereinzelten Zweigen, doch mehr aus Löchern, bestehen. Ich habe leider kein Foto, denn meine Kinder weigerten sich, dass das für die Nachwelt festgehalten wird. Es ist das einzige Jahr, aus dem kein Foto mit den Kindern vor dem Christbaum existiert. Natürlich war es eine Herausforderung, das Monstrum zu schmücken und ihm auch nur ansatzweise einen festlichen Touch zu verpassen. Die Lichterkette passte nicht, da die Abstände zwischen den Zweigen einfach zu groß waren. Die Kerzen baumelten deshalb lustlos zwischen den Zweigen in der Luft. Unsere putzigen Engelchen mussten dieses Weihnachtsfest auch in ihrer Schachtel verbringen, da deren Gewicht die dünnen Ästchen zu Boden gezogen hätte. Über den Preis des Baumes schweige ich, nur soviel: Bei den Christbäumen geht es nach Höhe, nicht nach Schönheit. Der Christbaumverkäufer hat sich sicher schlapp gelacht und erzählt die Geschichte ganz bestimmt noch heute an Weihnachten seiner Verwandtschaft.  Auch der Einwand meines Mannes, dass er ihn nur gekauft hätte, weil er ihm so leid tat, weil den doch eben keiner haben wollte, konnte die Kinder nicht versöhnen. Da zog nicht mal mehr die Mitleidstour. Nie vergesse ich den Anblick meiner beiden Mädchen, die an Heilig Abend am Sofa saßen und bitterlich heulten über den hässlichsten Christbaum der Welt.

Doch wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen

Sehr schnell sprach sich unser Christbaum natürlich bei Familie und Freunden rum. Definitiv hatten wir noch nie so viele Besucher zum Christbaumloben. Ich bin nicht sicher, ob 20171216_211749-01ihr alle den Brauch kennt. Da kommt Verwandtschaft und Freunde, sagen wie toll der Baum doch sei und die bekommen dann zur Belohnung einen Schnaps. Noch nie wurde uns so oft kerzengerade ins Gesicht gelogen. Lediglich mein Schwager stellte zu fortgeschrittener Stunde fest, dass es einfach unmöglich sei, so viel zu trinken, dass der Baum schön werde.

Seit diesem Jahr hatten wir jedenfalls nie mehr einen hässlichen Baum. Alle waren perfekt. Denn wir wissen, was ein richtig hässlicher Baum ist. Und sollte doch mal einer was auszusetzen haben, kommt promt der Einwand:
„Najaaaa… aber so schlimm, wie der damals ist er nicht!“ 😉

Trotzdem hat das Bäumchen seinen Sinn erfüllt. Es hat uns ganz besonders viele fröhliche und lustige Stunden im Kreise unserer Liebsten beschert. Auch die Schnapsreste, die jahrelang keines Blickes gewürdigt wurden, waren endlich aufgebraucht und voller Ehrfurcht verschürten wir das vertrocknete Geäst im Sommer als Lagerfeuer. Aber ich ärgere mich ein klein wenig, dass ich ihn nicht doch fotografiert habe.

Ich wünsche Euch allen den schönsten Baum ever, ganz tolle Weihnachtsfeiertage und eine erholsame Zeit zwischen den Jahren. Viel Freude und viel Spaß mit euren Liebsten.

Alles Liebe

Eure Flitzer von

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Wenn auch ihr eine lustige Weihnachtsgeschichte habt, dann erzählt sie uns doch. Wir freuen uns darauf.